Ironman Cascais – abwarten und hoffen

Offiziell läuft der Countdown bis zum großen Ironman-Rennen 2020 in Portugal-Cascais. Seit nunmehr 13 Monaten trainiere ich am körperlichen Limit und kämpfe gegen die andauernde Müdigkeit an. Jeden Morgen stehe ich auf, spüre meine schweren Beine und widme mich nach dem ersten Kaffee dem täglichen Training.

Der anfängliche Spaß am Sport wird so langsam zum zähen Alltagsgeschäft, welches Gefühl durch den Wetterumschwung seinen Höhepunkt erreicht hat. Vier Stunden auf der Rolle und ein abschließender Koppellauf im sechs Grad kalten Herbstregen fordern seinen Tribut. Wiederkehrende Erkältungssymptome komplementieren den entstandenen Fersensporn.

Doch diesen Umständen zum Trotz bleibe ich fokussiert und widme mich Tag für Tag dem Training – motiviere mich an den kleinen Verbesserungen im Schwimmen und wirke durch die Unterstützung meiner Cousine und Physiotherapeutin Nele meinen Wehwechen entgegen.

Nun ist es endlich so weit – trotz den Reisewarnung und der damit einhergehenden Quarantäne habe ich gemeinsam mit Vanessa gebucht. Zwar wird sich unser Aufenthalt extrem zusammen kürzen, jedoch haben wir nun den ersten Schritt Richtung Ironman 2020 schon einmal gewagt. Alle Zeichen stehen auf grün, dass das Rennen stattfinden wird und ich startete höchst motiviert in den letzten zweiwöchigen Trainingsblock vor dem Tapering.

Doch bereits zu Beginn der ersten Woche folgen erste Tiefschläge – in einem Facebook-Forum breiteten sich Schwingungen aus, die eine Absage des Rennens prognostizierten. Laut einem regionalen Profi-Triathleten habe er Informationen vom Veranstalter erhalten, dass das Rennen abgesagt wurde. Ich schenkte dieser ersten Absage-Welle jedoch keine übermäßige Aufmerksamkeit – vielmehr erwartete ich, dass der Athlet diese Entscheidung für sich persönlich getroffen hat. Doch auch meine mentale Stärke gerät irgendwann an seine Grenzen – so folgen seither nahezu tägliche Berichte über eine Absage des Rennens – auf der anderen Seite werden diese jedoch wieder revidiert, indem Fotos von Veranstaltungen in unmittelbarer Nähe geteilt werden. Von Seiten des Veranstalters ist wiederum bis heute keine Stellungnahme diesbezüglich zu lesen – aus diesem Grund entschied ich mich, der Facebook-Gruppe den Rücken zuzuwenden und mich vollends auf mein Abschlusstraining in dieser Woche zu konzentrieren.

In meinem Hinterkopf kursieren dennoch ständig viele Fragen. Was passiert mit meinem Startplatz, wenn das Rennen abgesagt wird? Was wird aus meinem Training, wenn ich nicht starten kann? Werde ich für mich einen Test machen oder direkt in die Off-Saison starten? Und was wird aus dem kürzlich gebuchten Urlaub? Bestünde nicht vielleicht die Möglichkeit, dass wir Diesen dann umbuchen?

Egal wie die Entscheidung ausfällt, sie wird in jedem Fall nicht optimal sein. Ich hoffe nur, dass sie baldmöglichst getroffen wird, damit ich entsprechend darauf reagieren kann. Auf jeden Fall steht fest: 2020 wird wohl nicht das Jahr werden, indem ich meine Hawaii-Qualifikation einfahren kann. Dafür ist momentan zu viel ungewiss. Andererseits kann ich nun diese Unklarheit nutzen, um meinen Fernsensporn in den Griff zu bekommen – so wird es vielleicht möglich, meine erworbene Lauf-Performance im Falle einer Austragung auszuspielen. Bis dahin gilt jedoch: ABWARTEN und HOFFEN.

„Trainierst du eigentlich noch?“

„Trainierst du eigentlich noch?“ – mit eben dieser Frage werde ich momentan immer wieder konfrontiert. Tatsächlich muss ich mir eingestehen, dass ich gerade aus einem eher mauen Zyklus herauskomme – dieser war jedoch alles andere als mutwillig herbeigeführt. Doch wo fange ich am Besten an? Mein letzter Beitrag liegt nun einige Monate zurück und seitdem ist viel passiert.

Verallgemeinert könnte man sagen, es dreht sich im Großen und Ganzen um meinen Lebensabschnitt in Bamberg. Die wohl schwerwiegendste Entscheidung war jedoch die Kündigung meines WG-Zimmers. Dieser Schritt bedeutet, dass ich mich nun meinem alten Wohnraum wieder annähre und den Schritt zum gemeinsam Zusammenleben mit Vanessa gewagt habe. Meine neue Trainingsbasis zwischen Münchberg und Gefrees bietet demnach optimale Trainingsbedingungen- umgeben von Seen und Bergen finde ich eine Vereinigung von paradiesischen Gegebenheiten und fordernden Bedingungen. Sei es nun die ständige Kälte, Windanfälligkeit oder auch die Höhenmeter – ich behaupte, das Training hier macht mich zu einem besseren Athleten.

Bevor der Umzug anstand, forderten jedoch noch ein letztes Mal die universitären Prüfungen ihre absolute Hingabe von mir. Neben diversen schriftlichen Prüfungen, die durch einige Hausarbeiten komplementiert wurden, stand auch das Sportexamen an. Ein Examen für das Didaktikfach Sport sollte wohl für einen Athleten wie mich ohne große Hingabe machbar sein – so wurde mir jedenfalls stets gut zugeredet. Nach der ersten Übungsstunde wusste ich jedoch, dass es wohl so einfach nicht werden würde. Kürzen wir den Abschnitt ein wenig ab: Tatsächlich bin ich in nahezu allen Prüfungen, für die ich mich kaum vorbereitet habe, mit einer 2 aus der Prüfungswoche gegangen.

Anders kam es jedoch im Turnen bei dem Sprung über den Kasten – während ich hier deutlich über 40 Stunden Training investiert hatte, musste ich mich geschlagen geben und werde zu einer Bonusrunde antreten müssen. Gelernt habe ich jedoch daraus, dass Training allein nicht der Schlüssel zum Erfolg ist – die mentale Stärke und die damit einhergehende Willenskraft sind Faktoren, die über den Erfolg entscheiden.

Entkräftigt und ein wenig demotiviert, was die universitäre Hingabe anbelangt, widmete ich mich erneut dem letzten Kapitel vor der finalen Zulassung zum Staatsexamen – der Zulassungsarbeit. Die, vergleichbar mit einer Bachelorarbeit, umfangreiche Arbeit sollte ihren Höhepunkt immerhin in meiner Leidenschaft finden dürfen – demnach sollte sie in gewisser Weise eine Handlungsempfehlung für Lehrer bilden, wohingehend diese dem „Laufen lernen“ vielmehr Aufmerksamkeit im Sportunterricht widmen sollten.

Seit der Abgabe hatte ich Schwierigkeiten aus dieser arbeitsintensiven Zeit und ständigen Angespanntheit zurück zum Training zu finden. Schließlich dürfen wir nicht die Gegebenheiten vernachlässigen: die Austragung des Ironman Portugal ist weiterhin ungewiss – doch wie es mit diesem Rennen weitergeht, soll in einem anderen Blog thematisiert werden.

Bis dahin, bleibt gesund! Euer Max.

Ironman in Zeiten von Corona – mein Rennen 2020

„Natürlich habe ich das Fernziel Hawaii – dafür trainiere und arbeite ich jeden Tag aufs Neue hart.

Quelle: https://polysportiv.com/2020/02/19/max-ziegler-uber-frankfurt-zum-ironman-hawaii/

Das Corona-Virus regiert seit Anfang Februar unser Leben in Deutschland. Auch der sportliche Alltag ist dadurch stark beeinflusst – so bleibt das Schwimmtraining, jedenfalls bis heute, seit 12 Wochen aufs Festland beschränkt. Mein Ziel, gerade in dieser Disziplin, meinen Leistungsrückstand auf die Konkurrenz aufzuholen: verpufft. Doch nicht nur das Training gestaltet sich schwierig – auch die Austragung von Rennen erscheint in diesem Jahr äußerst unwahrscheinlich. Bei beiden gemeldeten Rennen, sowohl Frankfurt wie auch Italien, erscheint eine Austragung eher unwahrscheinlich. Der Traum, die Hawaii-Quali in diesem Jahr zu sichern, scheint dahin.

Während sich die ersten waghalsigen Triathleten bereits ins Freiwasser stürzten, erhöhte ich meine Umfänge am Rad und im Laufen. Warum sollte ich auch eine erkältungsbedingte Pause riskieren, wenn sowieso kein Rennen stattfindet? Warum sollte ich mich also zu etwas zwingen, zu was ich mich nicht mal während des normalen Trainingszyklus aufraffen kann?

Meinen Trainingsalltag gestaltete ich demnach nach Lust und Laune. Ausschlaggebend war hier vielmehr das Wetter, der Schlaf oder was es eben zum Abendessen geben sollte. So verbrachte ich meine Zeit überwiegend am Straßenrad und absolvierte zahlreiche Höhenmeter in unserem wundervollen Fichtelgebirge. Beim Laufen versuchte ich mich das erste Mal im Trailrunning und fokussierte mich hier in erster Linie auch auf die Steigerung der Grundlagenausdauer. Zusammenfassend lässt sich also sagen: Ich habe trainiert, sodass jede Einheit Spaß gemacht hat und die intensiven Einheiten weitgehend außen vor gelassen.

Als Belohnung für große Umfänge und lange Tage im Sattel gab es immer anständige Anreize – Ob nun Schokoladeneis, ein Radler oder eine ganze Tüte Gummibärchen, es war immer etwas Süßes dabei. Vor dem Dessert dürfte natürlich ein deftiges Abendessen nicht fehlen – Burger, Kartoffelgratin oder Pizza, eigentlich egal, Hauptsache es war viel war.

Doch nun: die große Wende.

Endlich kam ein neues Update vom Ironman Frankfurt – zwar enthielt die Mail keinen neuen Termin für eine „sichere“ Austragung im September, jedoch ein Angebot. Neben der Option den Startplatz auf 2021 zu verschieben, offenbarte Ironman auch die Möglichkeit den Start auf den Ironman Hamburg zu verschieben.

„Kostenloser Transfer deiner Anmeldung zum IRONMAN Hamburg am 6. September 2020“

Ironman Germany, 04.06.2020

Für mich war sofort klar: da will ich hin! Bereits im Jahr 2018 startete ich über meine zweite Langdistanz beim Ironman Hamburg und erzielte bei dem schnellen Kurs eine drastischeVerbesserung im Vergleich zum Ironman Italy 2017. Dies lag aber wohl auch daran, dass das Rennen in diesem Jahr als Duathlon ausgetragen wurde – Grund dafür war damals die Blaualgenbildung in der Alster, welche auf die erhöhten Temperaturen zurückzuführen war.

Doch nun soll das Rennen im September stattfinden – die Alster wird wahrscheinlich noch warm genug zum Schwimmen sein, die Außentemperatur angenehm mild. Für mich ist klar: bekomme ich durch Ironman die Möglichkeit in Hamburg zu starten, werde ich Anfang September zum zweiten Mal in der Hansestadt am Start stehen.

Ich habe mich zwar nicht optimal auf die Streckengegebenheiten vorbereitet, jedoch behaupte ich, mich in der Bestform meines Lebens zu befinden. Die restlichen 13 Wochen möchte ich demnach aufwenden, mich auf die speziellen Gegebenheiten vor Ort vorzubereiten. So erwarten mich nun zahlreiche Intervalleinheiten sowohl im Radfahren wie auch im Laufen. Komplementiert wird dieses Training durch umfangreiche Einheiten im Becken und im See – so kommt es wie gerufen, dass nun auch die Freibäder in Bayern wieder öffnen dürfen.

Ich für meinen Teil freue mich nun riesig über die Planungssicherheit und blicke gespannt auf die folgenden 13 Wochen. Ob es für Hawaii reichen wird steht in den Sternen – darum geht es aber gerade auch nicht. Der Ironman Italy ist schließlich bereits als erstes Rennen in 2021 gesetzt und wird der hoffentlich letzte Anlauf für ein Ticket werden.

Mit dieser Gewissheit nehme ich das Training in der kommenden Woche wieder auf. Ob es nun mit Hamburg klappt, Frankfurt doch stattfindet, oder mein einziges Rennen im Jahr 2020 in Italien ausgetragen wird – ich werde die nächsten 13 Wochen meine Motivation nutzen, um noch einmal alle Kräfte zu mobilisieren. Fest steht: zwischen dem 06. und dem 19. September werde ich am Start bei einem europäischen Ironman stehen und alles geben, was mein Körper her gibt. Meine Motivation ist zurück und auf dem besten Weg ihr Maximum zu erreichen.

In diesem Sinne: Training frei und bleibt gesund!

Update über meine momentane Lebenssituation

Seit dem letzten Rennen ist viel Zeit vergangen. Um genau zu sein sind es nun schon 239 Tage seitdem ich über die Ziellinie in Calella/ Barcelona gelaufen bin.

Die Zeit seitdem hat viele Neuerungen mitgebracht: so habe ich in den vergangenen Monaten den ersten Teil meines Examens absolviert, einen Job gekündigt, einen Neuen angenommen, eine Freundin gefunden, meine Saison eröffnet und natürlich zahlreiche Kilometer abgespult. Was es mit diesen Punkten auf sich hat, möchte ich in chronologischer Reihenfolge darlegen.

Zum Jahreswechsel kündigte ich meinen Job in der Gastronomie – zum Einen, da ich in erster Linie meinen Fokus im neuen Jahr auf das Examen richten wollte, zum Anderen, da die Arbeit in der Nacht meinen sportlichen Rhythmus komplett aus der Bahn geworfen hat.

Obwohl dies ein Bild vom Ironman Barcelona ist, finde ich es gut passend zu meiner damaligen Lebenssituation – am 10. Februar stand mein erster schriftlicher Teil des Staatsexamens an, welcher von mir viel Geduld forderte. Neben den 8-12 Stunden die ich täglich in der Bibliothek verbrachte, standen demnach nur, jedenfalls an manchen Tagen, kurze Nüchternläufe über 5-10 Kilometer auf dem Programm.

Als Belohnung gab es nach der Prüfung erst einmal eine intensive Belastungswoche, im Zuge derer ich versuchte, alle 3 Disziplinen so gut es ging aufzuarbeiten.

Schuld daran, dass ich momentan so viel Zeit in meiner Heimat verbringe, sind wohl zwei Indikatoren: Einer dieser Gründe ist, dass ich hier eine Freundin gefunden habe. Vanessa ist selbst Ausdauersportlerin, weshalb Sie sehr nachsichtig mit mir ist. Demnach darf ich bei ihr auf viel Verständnis hinsichtlich langer und intensiver Trainingstage setzen.

Nichts desto Trotz nutzen wir die Zeit auch für gemeinsame Aktivitäten auf dem Rad und beim Laufen. Durch das neue Trainingsterrain erschließen sich mir viele Möglichkeiten: So habe ich hier gleich vier Seen unmittelbar vor der Haustür, habe ganzjährig Zugriff auf eine Laufbahn und kann reichlich Höhenmeter zur Kraftausdauer-Schulung nutzen.

Und nun zur letzten Station meines momentanen Lebens: Ich habe nun einen Job als „mobile Reserve“, im Zuge dessen ich bis zum Ende des Schuljahres an der Mittelschule in Schwarzenbach a.d. Saale beschäftigt bin.

Dieser Job bereitet mir viel Freude und bietet mir, neben einem sehr guten finanziellen Polster, auch eine ausgezeichnete Übung für meinen späteren Berufsalltag. Ich bin mir jedenfalls nun sicher, dass ich den richtigen Beruf ergriffen habe.

Am 08.03.20 eröffnete ich erfolgreich meine Saison im Zuge des Kramp Run Bamberg. Die 10 Kilometer lange Strecke absolvierte ich in einer Zeit von 37 Minuten und 34 Sekunden. Letztliche Leistung reichte für einen 36. Platz im Gesamtklassement.

Wie sich mein Training weiter entwickelt und welche Ziele ich mir für dieses Jahr noch gesetzt habe, kannst du sehr bald auf dieser Seite lesen. Wenn du nun immer informiert bleiben willst, sobald ein neuer Beitrag auf meinem Blog kommt, abonniere einfach meine Facebook-Seite. Dort werde ich jeden Beitrag teilen.

Bis dahin, alles Gute und bleib gesund!

Euer Max

Rückblick: Saisoneröffnung über 10 Kilometer

„Saisoneröffnung geglückt“

Auszug aus einem Bericht der Frankenpost vom 10.03.20
Bild: Susanne Jemelka, Kramp Run Gaustadt/ Bamberg, 08.03.2020

Vergangenen Sonntag entschied sich der Triathlet Max Ziegler kurzer Hand seinen Saisonstart nach vorne zu verlegen. Nach einer 10-tägigen erkältungsbedingten Pause wagte er einen ersten Versuch über den 10 kilometerlangen Rundkurs im Stadtteil Bamberg/ Gaustadt. Gegen ihn stand ein sehr starkes Teilnehmerfeld, welches durch rund 700 Starter komplementiert wurde. Ohne große Ziele angereist, absolvierte der Rehauer die amtlich vermessene Strecke in einer Zeit von 37 Minuten und 34 Sekunden. Letztliche Leistung reichte für einen 36. Platz im Gesamtklassement und einen 11. in der Altersklasse MU30.

Dieser erste Test stimmt den Lehramtsstudenten hinsichtlich seiner saisonalen Ziele erstmals zufrieden. Demnach soll dieses Jahr noch viel erreicht werden – neben der Challenge St. Pölten, wo ein Ticket für „The Championship 2021“ ergattert werden soll, wird Ziegler im Zuge des IRONMAN Frankfurt um einen Podiumsplatz kämpfen.

Max Ziegler: Über Frankfurt zum Ironman Hawaii

Auszug aus einem Interview mit Claudius Pyrlik über mein anstehendes Rennen in Frankfurt – zu diesem Zeitpunkt war Corona noch kein Thema in Deutschland.

Quelle: https://polysportiv.com/2020/02/19/max-ziegler-uber-frankfurt-zum-ironman-hawaii/

Der 22 Jahre junge Max Ziegler hat ehrgeizige Ziele. Neben seinem Lehramt Studium bereitet er sich auf den Ironman Frankfurt am Sonntag, 28. Juni 2020 vor.Der 22 Jahre junge Max Ziegler hat ehrgeizige Ziele. Neben seinem Lehramt Studium bereitet er sich auf den Ironman Frankfurt am Sonntag, 28. Juni 2020 vor.

Bis vor Kurzem arbeitete er noch im Nebenjob in der Gastronomie – wegen seiner Fokussierung auf den Sport und der schweren Vereinbarkeit mit den nächtlichen Arbeitszeiten, hat er sich jedoch gegen eine weitere Ausübung entschieden, nachvollziehbar. Nun überlegt er sich während der Semesterferien einen Vollzeitjob anzunehmen, um so mit finanziellem Polster in eine spannende Saison starten zu können.

Max, wie bist Du zum Ausdauersport und zum Triathlon gekommen?

Der Sport war schon immer ein zentraler Bestandteil meiner Selbst. Bereits im Kindergartenalter erprobte ich mich regelmäßig in Ballsportarten. Begonnen hatte ich damals mit Handball, bevor vor dem Übertritt ans Gymnasium, meine Tenniszeit begann. Tennis spielte ich relativ lange und testete mich dazu parallel in Fußball und Ringen. Noch vor Beginn der Pubertät erkannte ich für mich, dass wohl meine großen Erfolge im Tennis ausbleiben würden und kehrte diesem den Rücken zu. So lag es nicht fern, dass ich schnell zum „Pummelchen“ wurde. In der 6. Klasse fand ich meine Leidenschaft zum Schwimmen und trat in unseren regionalen Club (TV Rehau) ein. Wenig später wurde ich auf Anraten einer Lehrerin, Mitglied des jungen Theaters Hof. Die intensiven, ausdauernden Probewochen prägten mich – da ich irgendwo Abstiche machen musste, entschloss ich mich meine volle Aufmerksamkeit der Schauspielerei zu widmen. Im Frühjahr 2014 begann ich mit dem Laufen, um mich und meinen Körper wieder auf Vordermann zu bekommen. Parallel dazu, startete ich beim TV Rehau durch und verknüpfte mein Lauf- mit dem Schwimmtraining. Von systematischem Training hatte ich damals noch keine Ahnung und vergnügte mich mit der „Runtastic-App“. Ich merkte, dass ich immer besser wurde und so erkundigte ich mich nach Wettkämpfen in unserer Region. Bei dieser Suche entdeckte ich auch den Triathlon in Hof, einen der ältesten deutschen Triathlons überhaupt. Also setzte ich mir in den Kopf, unbedingt dieses Rennen machen zu wollen. So kaufte ich mir kurzer Hand ein gebrauchtes Cube Aerium in Ebay – natürlich musste es auch direkt ein Triathlonrad sein. So kamen über die Frühjahrsmonate noch einige Radkilometer dazu und die Kilos purzelten sichtlich. Ich war also voll motiviert, jedoch überaus planlos was die Trainingssteuerung belangte. Kurz vor dem Rennen erkrankte ich jedoch an einem nervigem Keim – Pseudomonas. Der Traum vom ersten Triathlon war geplatzt. Nach drei Wochen Krankenhausaufenthalt wollte ich die ganzen Trainingskilometer nicht einfach so absolviert haben und entschied mich, meinen ersten Halbmarathon zu laufen. Parallel zu meiner Anmeldung für den „Park&See“-Lauf wurde ich Mitglied bei der Ifl Hof. In der Abteilung trainierte ich einige Monate bei den anderen Jugendlichen mit, bevor ich den Halbmarathon lief. Nach meinem ersten Halbmarathon wurde die Mannschaft der Ifl Hof auf mich aufmerksam. So erhielt ich, ohne jemals Triathlonerfahrung gesammelt zu haben, das Angebot meinen ersten Triathlon bei einem offiziellen Ligarennen zu absolvieren. Es war also klar, ich musste im Winter eine deutliche Leistungssteigerung erzielen. So entschied ich mich, mit dem Krafttraining zu beginnen. Im Studio bekam auch der Inhaber schnell Wind von meinem Ehrgeiz und bot mir an, mir einen seiner Freunde vorzustellen. Hierbei handelte es sich um Markus, einen ehemaligen Triathleten, der bereits Hawaiiluft geschnuppert hatte. Für mich, einen Neuling, war das unvorstellbar, so einen Athleten kennenzulernen. Umso unglaublicher war es, was sich aus dem Gespräch ergab: „Du musst den Komfortbereich verlassen, um besser zu werden.“ Bei diesem Satz handelt es sich um eine Weisheit, die wir auch häufig in Fachzeitschriften zu lesen bekommen. Was Markus aber damit meinte, durfte ich schnell kennenlernen – Mtb’n mit Stirnlampe und Crossläufe neben Skipisten waren hier nur ein paar Beispiele von Trainingsmethoden, die ich zum Jahreswechsel kennenlernen durfte. Auf Basis dieser Trainingseinheiten verdichtete sich unsere gemeinsame Trainingswoche – doch eine Sportart fiel immer sehr kurz aus, das Schwimmen. Aber auch hier wusste Markus, wie er mich unterstützen konnte. So kam ich zurück zu den Wurzeln, zum TV Rehau. Unter der Leitung von Silke und Andreas trainierte ich fortan mindestens zwei Mal pro Woche unter professioneller Betreuung.Kaum war der letzte Schnee verschwunden, war es so weit – der erste Triathlon stand vor der Tür. Natürlich hätte ich wie jeder klardenkende Mensch einen Triathlon in meiner Heimatregion absolvieren können, doch nicht mit mir. Am 17.05.2016 war der Tag, an dem ich vom Moppel zum Ausdauersportler werden sollte. Für mein erstes Rennen ging es nach Waging am See, wo die Austragung der bayrischen Meisterschaften über die Sprintdistanz und parallel dazu, der Ligaauftakt meines Teams, dem „Gealan Tri Team Ifl Hof“ stattfinden sollte. Wie so vieles in meinem künftigen sportlichen Leben, wird hier vieles anders ablaufen als normal. Jedem erzählt man, stelle dich als halbwegs anständiger Schwimmer in die Mitte, ansonsten bremsen dich die Langsamen aus. Was ich aber bei meiner Entscheidung außer Acht ließ: um mich herum standen ein paar der besten Sprinter Bayerns. Nun ja, die Rechnung ließ nicht lange auf sich warten: Kälteschock, Atemnot, Schüttelfrost während des Radfahrens und Krämpfe während des Laufens… trotzdem kam ich nach 750m Schwimmen, 20km Radfahren und 5km Laufen nach 1:09:46 ins Ziel. War ich enttäuscht? Nein! Habe ich überlegt, ob ich noch einmal einen Triathlon mache? Nein, schließlich warteten im Ziel bereits meine Mannschaftskollegen, um mit mir über meine erste olympische Distanz zu reden.

Was reizt dich am Ironman und hast du das Fernziel Hawaii?

Mich fasziniert die unterschiedliche Leistungsdichte der Teilnehmer – es kann dir bei einem Ironman passieren, dass du unmittelbar neben einem gleichaltrigen Teilnehmer an der Startlinie stehst, dieser aber dir das nächste Mal erst auf dem Weg zum Hotel wieder begegnet – während er noch einige Kilometer in den Laufschuhen vor sich hat. Egal wie schnell oder langsam jeder von uns läuft… jedem wird unabhängig seiner Herkunft, Hautfarbe und Geschlecht Applaus gespendet. Ironman leistet also einen elementaren Beitrag für die Völkerverständigung durch Sport – dies kann eine Sprint- oder olympische Distanz (in diesem Ausmaß) nicht leisten. Die Distanz bringt einen ans Limit, egal ob Profi oder Rookie. Jedes Mal lerne ich mich neu kennen und finde etwas über mich heraus, was ich bis dahin für unmöglich gehalten hatte. Die Distanz prägt uns – unsere Einstellung, unseren Tagesablauf und unsere Psyche. Ironman ist für mich mehr als ein Sport – es ist eine Lebenseinstellung.

„Natürlich habe ich das Fernziel Hawaii – dafür trainiere und arbeite ich jeden Tag aufs Neue hart.“

Max Ziegler, 19.02.20

Um ehrlich zu sein, habe ich meine Leistungsansprüche auch schon konkret formuliert – demnach soll die Hawaiiquali in der Altersklasse 18-24 nur ein kleiner erster Schritt sein – dieser soll dieses Jahr idealerweise mit dem WM-Rennen der Challenge Serie (The Championship) kombiniert werden. Konkret heißt mein Fahrplan: Spätestens 2021 möchte ich bei beiden WM-Rennen teilgenommen haben. Klappt es in Frankfurt nicht die Quali einzufahren, so werde im selben Jahr ein zweites Mal über die Ironman-Distanz an den Start gehen. Dieser erfolgt dann voraussichtlich in Italien – dort wo meine Reise begann.

Wie planst du dein Training und wie schwer fällt es, das in den Alltag zu integrieren?

Zu Beginn der Saison hatte ich überlegt einen Trainer für mein Projekt #Hawaii2021 anzuheuern – letztlich habe ich aber nach Recherchen doch entschieden, dass sich der Kosten-Nutzen-Aufwand in meinem Fall nicht lohnt. Demnach plane und strukturiere ich mein Training erneut selbst. In der Regel fahre ich mit einem 30 Wochen Plan sehr gut, da ich mir bei einer längeren Zeitdauer schwer tue. Diese unterteile ich in 3 Phasen: Grundschnelligkeit entwickeln & VO2max steigern, Tempo- und Ausdauerschulung Lang- bzw. Mitteldistanzspezifisch, Wettkampfspezifisches Training für die Langdistanz. Da der Ironman Frankfurt mein fünfter Ironman wird, weiß ich mittlerweile welche Einheiten bei mir effizient sind. Auch diverse Fachliteratur sowie mein Studium unterstützen meine theoretische Trainingsplanung. Demnach verbringe ich in der Off-Saison viel Zeit mit der Analyse meines Trainings und der Rennen. Damit einher geht auch die Rennanalyse – ich weiche gerne/ strukturiere gerne meinen Trainingsplan um, wenn ich im Training/ Rennen Schwachstellen in meiner Leistung entdecke. Das momentane Wochenpensum von rund 20 Stunden lässt sich noch gut in den Alltag integrieren – anders sieht es hier schon wieder im Sommer aus. Besonders die langen Radfahrten von 3-5h machen es kompliziert, alles unter einen Hut zu bringen. Gerade in der Klausurenphase stecke ich daher gerne zurück und ersetze eine lange Grundlageneinheit für eine Intensive. Dankbar bin ich hier vor allem meiner Familie und Freunden, die für mein Hobby viel zurückstecken. Neben Kochen oder der Unterstützung bei Haushaltstätigkeiten, kümmern sie sich auch häufig um die Hotelbuchungen und Anreiseplanungen. So bleibt für mich viel Zeit um mich aufs Training zu fokussieren.

Was sind deine Stärken und Schwächen innerhalb der Disziplinen?

Hättest du mich vor einem Jahr gefragt, hätte ich dir ganz klar geantwortet: das Radfahren. Im Zuge des Ironman Hamburg habe ich jedoch gelernt, dass besonders meine Körpergröße und mein damit einhergehendes geringes Gewicht ein Nachteil auf flachen Strecken sind. Seither trainiere ich wieder viel im bergigen Terrain mit dem Straßenrad und nutze das Triathlonrad nur für wettkampfspezifische Einheiten. Vergangene Saison habe ich zwei Muskelfaserrisse erlitten und bin demnach nur wenig gelaufen – daher habe ich auch 2019 erneut auf meine Radstärke gesetzt – jedoch blieb der große Erfolg erneut aus. Einige Plätze konnte ich zwar nach dem Schwimmen gut machen, die große Podiumsjagd folgte aber erst beim Laufen. Seit diesem Rennen kann ich sagen, das Laufen ist meine neue und alte Stärke/ Leidenschaft. Hier will ich den Marathon im Zuge des IRONMAN Frankfurt definitiv unter 3:15 laufen. Als Schwäche würde ich das Schwimmen beschreiben – obwohl ich über diesen Weg zum Ausdauersport gekommen bin, fehlt mir hier die nötige Disziplin um einen Trainingsrhythmus zu erlangen. Ohne es zu merken steigt mein jährlicher Umfang regelmäßig an – ob es dieses Jahr jedoch für eine Schwimmzeit unter 60 Minuten reicht, wird sich wohl erst am Renntag zeigen.

Was sind deine Stärken und Schwächen psychischer Natur in Training und Wettkampf?

Als Stärke würde ich wohl meine Wetterresistenz anführen wollen – so bereitet es mir weder im Training noch im Wettkampf Probleme, ob es nun minus 15, oder gar plus 40 Grad hat. Speziell aus diesem Grund habe ich mich auch für Frankfurt entschieden – seit den beiden Hitzerennen erhoffe ich mir ähnliche Temperaturen. Als weitere Stärke würde ich, im Vergleich zu Gleichaltrigen, meinen Verzicht auf Rauschmittel wie Alkohol oder Tabak beschreiben. Während ich während meiner ersten drei Langdistanzen gerne nach dem Training in den Biergarten und anschließend in die Shishabar bin, verzichte ich heute getrost darauf. 

„Als Belohnung für eine gute Trainingswoche gibt es mal ein Glas Wein, das ist dann aber auch mehr als ausreichend. Zeit mit meinen Freunden kann ich mittlerweile auch akzeptiert ohne den Konsum von jenen Mitteln verbringen.“ 

Max Ziegler, 19.02.20

Eine Schwäche meinerseits ist definitiv die Ernährung – während ich diese Interviewfragen beantworte sitze ich an meinem Schreibtisch und genieße eine Packung Katjes-Gummibären. Auch das Kochen an sich ist nicht meine Lieblingsbeschäftigung – so greife ich häufig auf Fertiggerichte zurück, weshalb ich mein optimales Wettkampfgewicht noch nie erreicht habe. Durch meine Partnerin, die ebenfalls Sportlerin ist, erhoffe ich mir nun, dass ein gemeinsamer Ansporn zur gesünderen Ernährung entsteht. Eine weitere Schwäche wäre wohl mein Zwang nach Erfolg – damit meine ich etwa eine schlechte Trainingseinheit. Lief der Longrun nicht wie ich ihn mir vorgestellt habe, so kommt es durchaus vor, dass ich diesen abbreche und an einem anderen Tag erneut ansetze. Ich muss hier mental noch etwas an mir arbeiten… Schließlich weiß ich: ein Rückschlag im Training ist eine ernstzunehmende Rückmeldung. 

Was waren bisher deine größten sportlichen Erfolge?

  • 29.07.2018: 4. Platz (AK) in Hamburg (Deutsche Meisterschaft)
  • 21.07.2019: 1. Platz (AK) oberfränk. Meisterschaften in Hof 
  • 06.10.2019: 4. Platz (AK) beim Ironman Barcelona in 9h 28min 36s

Wie stellst du dir ein optimales Rennen in Frankfurt vor?

Ein optimales Rennen beginnt für mich mit einem ausgiebigen und hochwertigen Frühstück – da Frankfurt und die Hotels ja bereits das sportliche Event gewohnt sind, erhoffe ich mir hier ein breites Angebot. Hervorragend wäre eine Wassertemperatur um die 20 Grad, sodass ein Neoschwimmen unter keinen Umständen in Gefahr ist. Beim Schwimmstart möchte ich mich dann ein erstes Mal im ersten Startblock aufstellen und eine Zeit unter 60 Minuten angreifen. Ist der Neoprenanzug verboten, so bin ich mir ziemlich sicher, dass ich dieses Ziel nicht erreichen kann. Optimal wäre es, wenn ich nach dem Schwimmen meinen Rückstand gering halten kann und nicht mehr als 10 Minuten auf den Ersten meiner Altersklasse verloren habe. Ab dem Schwimmausstieg beginnt mein Rennen – für das Radfahren in Frankfurt habe ich mir vorgenommen, genauestens nach den Wattwerten aus dem Training zu fahren, um die Höhenmeter angemessen zu bewältigen. Idealerweise steht am Ende meine Radzeit (4:50:51) aus Barcelona erneut auf dem Garmin – da ich dies jedoch als nicht allzu plausibel erachte, erlaube ich mir 10 Minuten, ausgehend meiner momentanen Trainingsentwicklung, draufzupacken. Mit einer Radzeit bis 5:05 wäre ich also sehr zufrieden. Idealerweise wäre ich dann bereits zu diesem Zeitpunkt auf Podiumskurs unterwegs. Beim Laufen möchte ich dann beweisen, warum ich es verdient habe nach Hawaii zu kommen – da ich in der Regel auf geschotterten Wegen mit reichlich Höhenmetern trainiere, erhoffe ich mir hier eine neue Bestzeit. Bisher hatte ich mir immer als Grundsatz genommen: „Nimm mit, was am Anfang noch im Tank ist – alle anderen werden dann auch müde und langsamer.“ – doch in Frankfurt möchte ich umdenken. Anhand meiner Erkenntnisse aus den letzten vier Rennen hat mein alter Grundgedanke auch etwas Wahres: „alle anderen werden dann auch müde und langsamer.“ – jedoch möchte ich dieses Mal das „Müdesein“ der Konkurrenz nutzen und erst in der zweiten Hälfte des Marathons, die restlichen Kräfte mobilisieren. Bis Kilometer 20 werde ich kontinuierlich mein Grundlagentempo einhalten, welches sich momentan um die 4:35/km einpendelt. Bin ich dann bei Kilometer 20 nicht mehr in der Lage zu beschleunigen, sondern nur das Tempo zu halten, so habe ich zumindest mein Marathonziel erreicht. Mein Traumziel wäre es, beim abschließenden Marathon an die Spitze meiner Altersklasse vorzulaufen.

Doch als Wiederholungstäter (5.Start) weiß ich, dass es nicht immer den optimalen Tag geben kann – manchmal muss man auch einfach dankbar sein, für das, was einem dieses Rennen bringt. Ob der Tag nun mit oder ohne Hawaii-Ticket zu Ende geht, so freue ich mich dennoch auf ein tolles Rennen. Ich bin bereit über meine bisherigen Leistungen hinaus zu wachsen und freue mich auf das Rennfeeling einer Europameisterschaft.

Wieviel trainierst du pro Woche, arbeitest du mir Ruhetagen und Entlastungswochen, machst du klassisches Krafttraining oder sonstiges Ausgleichstraining?

Momentan befinde ich mich in der Aufbauphase, welche durch viele Grundlageneinheiten und durch ein hohes Laufpensum gekennzeichnet ist. Demnach komme ich momentan auf eine wöchentliche Trainingsdauer zwischen 18&20 Stunden. Die Erholungswoche befindet sich dann etwa bei 15 Stunden aktiver Belastung. In der Vorwettkampfzeit ist es durchaus möglich, dass es auch mal Wochen geben wird, die die 30-Stunden-Marke überschreiten. In der Regel unterteilen sich meine Belastungswochen in 4 Schwimm-, 4-5 Rad-, 2 Kraft- und 5 Laufeinheiten. 

„Pro Woche achte ich in der momentanen Saisonphase darauf, zwei aktive Entlastungstage einzubauen. Diese sind in der Regel Montag und Freitag und gekennzeichnet durch die beiden Kraft- und je zwei Schwimmeinheiten.“

Max Ziegler, 19.02.20

Nach einem gesteigerten 3-Wochen-Block folgt immer eine Entlastungswoche. In dieser lege ich vor allem Wert auf ausführliches Dehnen und höre sehr intensiv auf meinen Körper. Fühle ich mich nicht gut, kann es hier auch vorkommen, dass Läufe oder Radeinheiten gekürzt oder gar gestrichen werden. Krafttraining verbinde ich gerne mit Athletiktraining im McFit. Athletiktraining definiert sich bei mir über Stabiübungen wie etwa Planks, Läuferbrücke oder Bauchmuskeltraining. Klassisches Krafttraining ist bei mir nur im ersten Drittel meines Saisonplans zu finden – hier arbeite ich viel mit der Langhantel und dem Balance-Board. Durch mein Lehramtsstudium und dem Fach Sport komme ich auch regelmäßig auf mindestens 3 Wochenstunden zum Alternativsport. Während es zum jetzigen Saisonpunkt eher entspannend wirkt, stört es meinen Trainings- und Erholungsrhythmus während der Saison doch elementar

Rennanalyse IRONMAN Barcelona Teil 3

Ich erinnere mich zurück – bei der Wettkampfbesprechung sagte der Renndirektor nur „passt auf, es geht unmittelbar nach dem Start sehr schnell tief hinunter“. Da ich den Kurs im Vorfeld nicht getestet hatte, entscheide ich mich für zwei kurze Schritte, bevor ich die ersten 40m mit Delfinsprüngen überwältige. Kraftvoll und konzentriert starte ich in das Rennen, auf welches ich mich fast ein Jahr lang vorbereitet habe. Der IRONMAN Barcelona soll meine vierte Langdistanz sein und durch meine Erfahrung weiß ich, dass über die fast 4km lange Schwimmstrecke ein gleichmäßiges Tempo essentiell ist. Ich zähle im Kopf mit und zwinge mich dazu sauber und lange zu gleiten. Schnell merke ich, wie ich die ersten Kollegen/-innen überhole und muss mich im selben Moment wieder etwas ausbremsen. Ich rede mir zu „das Rennen ist noch lange und du wirst von Disziplin zu Disziplin besser werden.“. Endlich lasse ich die ersten Bojen in Richtung Calella rechts von mir liegen und habe meinen Rhythmus gefunden. Hier draußen ist der Wellengang kaum zu spüren und so lädt der Kurs wirklich ein, eine neue Topzeit abzuliefern. Zu diesem Zeitpunkt weiß ich nicht, dass ich tatsächlich schneller schwimme, als ich mir bis dato zugetraut habe. Während in meinem Nacken der Sonnenaufgang hinter einer Wolkendecke verschwindet, tue ich mir schwer durch meine getönten Gläser alles zu erkennen – doch das war Glück im Unglück, denn fortan orientiere ich mich anhand der Beine meines Vordermanns, welcher mir zudem einen hervorragenden Wasserschatten bietet. Auf Höhe der vierten Boje beschließe ich an meinem Frontmann vorbei zu ziehen, da dieser Meter um Meter sein Tempo hinunter reguliert. 7 Bojen sind es laut Ausschreibung bis zur Wendemarke und so langsam frage ich mich, ob ich nicht schon an letzten vorbei gemacht habe. Meine Schultern fühlen sich, nach der Jagd auf eine neue Gruppe, müde an. Im Wasserschatten passe ich mein Tempo an das meines Helfers an und bemerke gar nicht, als er die Kurve um die Boje einleitet. Erst als wir plötzlich in Richtung Strand schwimmen, wage ich einen Blick aus dem Wasser und bin erleichtert, dass wir uns tatsächlich auf den Rückweg machen. Die Innenbahn der Schwimmstrecke ist deutlich Strandnäher und demnach auch Wellenanfälliger. Da ich durch meine Trainingsergebnisse weiß, wie anfällig mein Darm gegen den hohen Salzgehalt des Wassers ist, konzentriere ich mich fortan noch mehr auf die Atmung. Während ich weiterhin auf der linken Seite an der Konkurrenz vorbei ziehe, bemerke ich einen Kollegen an meinen Füßen. Erst nach gut 200m entscheide ich dann, nach rechts abzudrehen, um ihn aus meinem Wasserschatten zu lösen. Doch anstatt das er mir hinterher schwimmt, nutzt er den geraden Weg an mir vorbei. Ich hänge mich an ihn und merke wie er seine Tempo anzieht, nachdem er mich bemerkte. Anders als sonst, hält auch er die Spur und dreht nicht ab. Nach der Boje merke ich, wie er sein Tempo reduziert und schwimme links an ihm vorbei. Das Spiel beginnt von vorn und zieht sich noch ungefähr bis zur 3200m-Marke. Ab da habe ich ihn ungefähr verloren, will aber auch nicht das Tempo reduzieren. Bis zum Zielbogen werde ich keine neue Gruppe mehr finden, weshalb ich mein Tempo reduziere. Das erste Mal in meiner Triathlonzeit verspüre ich Spaß am Schwimmen. Mein Körper fühlt sich gut und auch mental befinde ich mich auf einem Hoch. Ich kann gar nicht konkretisieren, was mir in diesem Moment durch den Kopf schießt… doch dies soll sich ändern, als wir nach links in Richtung Zielbogen abbiegen. Bereits in den Foren hatte ich gelesen, dass Quallen an diesem Strand ein großes Problem sind. Tendenziell habe ich damit auch kein Problem, denn ich dachte an die kleinen Quallen, welche ich aus den Urlauben in Jesolo kannte. Doch diese waren anderes – zwei bis drei riesige Quallen tauchen plötzlich ganz nah unter mir auf und ich verspüre den Drang schnellstmöglich aus dem Wasser zu kommen. Gegen meinen Plan starte ich einen Zielsprint in Richtung Wechselzone und begebe mich erst in die Aufrechte, als meine Hand in dem Sand stecken bleibt. Es ist geschafft – die Auftakt- und meine Horrordisziplin ist Geschichte. Meine Uhr zeigt eine Zeit von 1:01:53, was meiner erhofften Pace von 1:38 min/100m gleichkommt.

Jetzt nur schnell raus aus dem Wasser und ab aufs Fahrrad – Platz für Platz gut machen, das war die Devise des heutigen Tages. Mit schnellem Schritt marschiere ich in Richtung Wechselzelt und bemerke erst vor Ort, dass ich viel zu spät mit dem Ausziehen begonnen habe. Doch anders als sonst ist es diesmal kein Kampf den Neo hinunter zu streifen – er gleitet geschmeidig hinunter und unterstützt somit eine zügige Wechselzeit.

Hastig kippe ich den Wechselbeutel auf den Boden und packe mein Startnummernband sowie die zusätzliche Gaskartusche, welche ich immer auf Reserve mitführe. Präventiv schütte ich mir noch vor Beginn der Radstrecke eine Ladung flüssiges Magnesium hinein, von welcher ich bis zum Schluss ausreichend zehren sollte. Nun aber Helm auf, Neo in den Beutel und ab in Richtung Fahrrad. Ich habe Hummeln im Hintern, denn meine Vorfreude ist riesig, dass neue Rad-setup nun endlich auf seine Renntauglichkeit zu testen. Als einer der Wenigen in der Wechselzone hatte ich meine Schuhe bereits am Rad fixiert – über die Sinnhaftigkeit dieser Methode lässt sich streiten – jedoch erachtete ich dies unter den gegebenen Umstände als sinnvoll. Ich greife meinen Stern und starte den Garmin – die Verfolgungsjagd kann beginnen. Zumindest mental bereit dafür bin ich für meinen Teil – zuerst gilt es aber einige Bodenwellen zu überwinden, bevor man auf die eigentliche Runde des Rennkurses gelangt. Glücklicherweise war ich diese kurze Passage im Vorfeld bereits abgefahren und weiß somit, wie diese geschickt zu überwinden sind. Endlich liegt Calella hinter mir und das Rennen kann auch für mich so richtig starten. 209 Watt, das ist die Stundenleistung, welche ich mir anhand meines letzten FTP-Tests errechnet hatte. Immer wieder sage ich mir diese Zahl im Kopf vor – jedenfalls bis zum ersten Anstieg, denn dort übersteige ich das Mal erste die eigene Vorgabe. Dies nehme ich einfach zur Kenntnis und trete genüsslich weiterhin in die Pedale.

Kaum befinde ich mich wieder auf der Geraden, tue ich mir schwer die 209 Wattleistung wieder zu erreichen. Da ich dennoch meine vorgegebene Geschwindigkeit von 37,4 km/h abrufen kann, beschließe ich aber die geringeren Wattwerte zu akzeptieren, anstatt frühzeitig zu überziehen. Gut gelaunt folge ich dem Streckenverlauf und nehme jeden kleinsten Zuruf als Motivation weiterhin an meiner Performance zu arbeiten.

Kilometer um Kilometer folge ich dem teilweise bekannten Streckenverlauf – doch außer einige wellige Passagen fordert die Radstrecke bis zu diesem Zeitpunkt keine übermäßige Leistungsbereitschaft. Die Strecke geht nach Rechts weg in Richtung Mataro – eine Richtung, die ich bisher nur von falsch genommenen Zugverbindungen kenne, welche ich und anderen Mitreisenden bei der Anreise genommen hatten. Geschmeidig geht es in Richtung Autobahn, während sich parallel dazu, eine kleine Steigung bemerkbar macht. Augenscheinlich macht diese Passage den Eindruck, man würde geradeaus fahren, jedoch kostet diese sehr viel Körner, vor allem auch im mentalem Bereich. Ich zweifle, ob ich möglicherweise überzogen habe und warte darauf, überholt zu werden. Jedoch sind es gerade einmal zwei Athleten, welche auf den engen Wegen zu einem Überholvorgang ansetzen. Am Wendepunkt angekommen stürze ich mich in die Abfahrt und fahre mit 230 Watt an einer Vielzahl an Athleten vorbei, welche diese zur Erholung nutzen. In der Flachen wieder angekommen atme ich tief durch und pendle mein Tempo wieder ein. Im Wechselspiel merke ich, wie mein Puls wieder runter geht, aber parallel dazu der Harndrang steigt. Ich beschließe, mit etwas mehr Druck zur nächsten Verpflegungsstelle zu fahren, um dort eine Toilette aufzusuchen. Doch bei dieser folgt Ernüchterung: es ist kein WC vorhanden. Also packe ich mir eine zusätzliche Wasserflasche und zwei Riegel, um entgegen meines Ernährungsplans, auf ausreichend Kalorien zu kommen.

Nachdem ich diese ordnungsgemäß verstaut habe, bemerkte ich, dass ich zu diesem Zeitpunkt noch viel zu wenig aus meiner Gelflasche konsumiert habe.

Also folgen hier und da ein paar kräftige Schlücke, während meine Aufholjagd auf Hochtouren weiterläuft. Mit einem 37er Schnitt setze ich mich an die Spitze meiner Gruppe und rotiere fortan alle 2 Kilometer mit einem Italiener. Die Traube unserer Verfolger wächst stetig weiter und von Diesen möchte auch keine unsere Führungsarbeit übernehmen. Plötzlich höre ich Motorgeräusche, von welcher sich eine Frau, die ich überholen möchte, nicht beirren lässt. Diese erhält letztlich, mehr als verständlich, eine Zeitstrafe wegen „Blockings“, auf welche später die Disqualifikation folgen soll. Mit zunehmender Zeit schleift sich unser Tempo ein, weshalb ich beschließe die Gruppe hinter mir zu lassen. Bei etwa Kilometer 75 teilt der Kreisverkehr die Streckenabschnitte , welchen ich zur Einleitung meines Angriffs nutze. Die plötzlichen 48 km/h welche ich anschlage, überfordern meine Hintermänner, welche ich nun abschüttle. Es dauert einige Minuten, bis ich realisiere, dass ich nun aber auf mich alleine gestellt bin. Es gibt also zwei Möglichkeiten: Fahre ich zur nächsten Gruppe auf, oder lasse ich mich zu meiner alten Gruppe zurückfallen. Du kennst mich… Hast du tatsächlich überlegt was ich gemacht habe. Mit nahezu 300 Watt geht es also Richtung Calella , doch noch bevor ich eine neue passable Gruppe finde, erscheint mir das langersehnte WC. Also fahre ich raus und erleichtere mich – doch alles nicht so einfach getan wie gedacht. Der neue Ryzon-Anzug ist durch meine Außenkühlung so nass, dass er nur schwer von den Schultern zu streifen geht. Während ich neuen Lebensgeist in mir spüre, stehen die Räder meiner Konkurrenz auch nicht still. So sehe ich gerade den letzten Fahrer meiner alten Gruppe vorbei rauschen, als ich mein Rad wieder greife. Mein Kampfgeist ist geweckt und es dauert keine zwei Minuten, bis ich diese wieder eingeholt habe. Doch einer fehlt – der Italiener, mit dem ich einzige Zeit gemeinsame Sache gemacht hatte, war verschwunden. Das Unwissen wollte ich natürlich ungern auf mir sitzen lassen und strample um so fester in die Pedale.

Nichts kann mich stoppen! Ich fahre fokussiert durch den Kreisverkehr, welcher die zweite Runde einleitet. Fortan werfe ich mich in die Aero-Position und greife an. In meinen Gedanken tauchen die Erinnerungen an die Probefahrt mit meinem Stern auf, das erste Bike-Fitting und an die Premiere in München. Statt Ablenkung nehmen ich dies als positive Bestärkung und wandle die Gedanken in Motivation um.

Die ersten Kilometer der zweiten Runde fahre ich alleine, bis ich bei ca. Kilometer 10 die ersten Teilnehmer überrunde. Die Strecke füllt sich und ich tue mir immer schwerer den vorgeschriebenen Abstand einzuhalten. Anhand meiner Beobachtungen aus der ersten Runde weiß ich, dass hier viele Zeitstrafen verteilt werden. Umso wichtiger erscheint es mir, schnellstmöglich an den langsameren Agegroupern vorbei zu ziehen. Vor mir macht sich eine Traube mit ca 40 Athleten breit, während sich im selben Moment ein Motorrad von hinten nährt. Ich beobachte, wie sich auf der linken Seite eine Lücke auftut, gehe aus dem Sattel und sprinte an allen vorbei. Zwischenzeitlich erreicht ich so den Tageshöchstwert von fast 480 Watt. Zufrieden stellte ich fest, dass ich gerade eine Zeitstrafe entflohen bin und auch, dass ich nun den ersten Agegrouper meiner Altersklasse überrundet hatte. All diese positiven Erkenntnisse nehme ich mit in Richtung Anstieg. Ich wusste nun, was mich erwartet – dementsprechend langsam und vorsichtig begegnete ich diesem und lasse mich auch nicht von überholenden Kollegen beirren. Meine Vermutung bewahrheitet sich letztlich – bereits auf den ersten Metern in der Flachpassage habe ich die Kletterer wieder eingeholt und lasse sie hinter mir. Darunter ist auch der Italiener – nachdem ich ihn erkannte lasse ich mich zurückfallen und probiere ihn wieder zu einer gemeinsamen Sache zu mobilisieren. Doch er ist ausgelaugt und hat sich beim Radfahren wohl überschätzt, entgegnet er mir. Ich erinnere mich an mein Langdistanz-Debüt in Italien zurück. Damals stieg ich als erster unserer 3er- Konstellation aus dem Wasser und baute meinen Vorsprung beim Radfahren sogar aus – den Marathon lief ich letztlich fast eineinhalb Stunden langsamer, als der Schnellere von beiden. Diese Gedanken hätten mich nun runter ziehen können, aber sie appellieren vielmehr an mein Gewissen, die restlichen Kilometer nach Wattvorgabe zu fahren. Während ich mich mental auf das Laufen vorbereite, klirrt etwas hinter mir. Ich muss nicht lange überlegen was passiert ist – die Gaskartusche hat sich verabschiedet und fortan bin ich ohne Reserve unterwegs – das denke ich zu diesem Zeitpunkt jedenfalls.

Ich klettere konzentriert die letzten Berge hoch und mache erneut einen kurzen Halt am Klo, bevor es zurück ins Stadtzentrum von Calella geht. Mental bereite ich mich bereits auf den Marathon vor, während ich im selben Moment vom Rad springe.

In der Wechselzone angelangt, realisiere ich, wie viele Plätze ich auf dem Radparcour gut gemacht habe. Ich atme tief ein und hänge mein Rad an meinem Wechselplatz auf. Ich atme aus und stoppe die Aufzeichnung meines Garmin. Ich sehe nach links, dann nach rechts und erkenne, dass ich offensichtlich bereits eine gute Platzierung in meiner Altersklasse vorweisen kann. Ich laufe in das Wechselzelt, eher gemütlich als im Wettkampftempo und greife direkt den richtigen Beutel. Ich setze mich auf die Bank und sehe mich selbst vor Augen, wie ich immer in Rehau auf der Treppe saß, um meine Laufschuhe ordentlich zu binden. Ich greife zu den Socken, welche ich in unterschiedlicher Farbe gewählt habe. Ich nehme mir die Zeit, um diese ordentlich anzuziehen, zupfe sie zurecht und freue mich anschließend über das Schnellschnürsystem meiner Schuhe.

Meine Gedanken schweifen an das Rennen in München zurück, bei welchem ich meine Mütze sowie die Brille vergessen hatte. Auch heute hatte ich Angst, die Brille vergessen zu haben – schließlich hatte ich diese bis zum heutigen Rennen bereits immer schon beim Radfahren auf. Aber alles halb so wild – ich schnappe mir die Kappe, setze die Brille auf, greife zu meiner Handflasche und starte auf den Marathon – natürlich mit einem Lächeln im Gesicht.

Die ersten Kilometer gehen wie von selbst – ich laufe eine 4:10er Pace an und mache schnell klar, dass man mich beim Laufen au dem Schirm haben sollte. Ich verspüre das Bedürfnis nach etwas zu Essen und ein wenig Magengrummeln macht sich bei mir breit. Die Minerallösung in meiner Handflasche ist bereits mehrere Stunden alt, weshalb ich mich entschließe, direkt bei der ersten Verpflegungsstation eine Neue anzuzischen.

Dazu ein Gel und die Sache läuft wieder. Es geht relativ einsam an der Promenade entlang, bevor die Runde unter den Gleisen in Richtung Santa Susanna weiterläuft. Es folgt ein Abschnitt der drei Runden, welcher mit Schlaglöchern übersät und nahezu Menschenleer ist. Die ersten Athleten um mich herum beginnen zu gehen und ich reduziere allmählich meine Pace auf meine angestrebte Zielzeit: 4:40. Auch die erste Runde über die Brücken geht mir leicht von der Hand – ich biege in Richtung des Fußballplatzes und laufe in Richtung zweiter Runde. Ich merke, wie sich mein Bedürfnis nach mehr Kühlung breit macht und öffne am Wendepunkt mein Trikot. Angepeitscht durch die vielen Zuschauer vergesse ich all die schlechten Gedanken und konzentriere mich auf die Technik – fokussiere mich darauf, ein möglichst gutes Bild vor meiner Familie zu machen. Als ich sehe, wie sehr sie hinter mir stehen, durchdringt mich ein Kraftschub und ich beginne wieder schneller zu laufen. Ich fühle mich unaufhaltbar und träume in dezenter Weise von Hawaii – Obwohl ich wusste, dass sofern mir keiner Zwischenzeiten zuruft, dieser wohl nicht in greifbarer Nähe ist. Ich erinnere mich an mein Zwischenziel – den Marathon sauber unter 3:30 zu laufen. Ich reduziere das Tempo und bereite mich mental darauf vor, Koffein zuzuführen. Bei Kilometer 18 macht sich eine Verpflegungsstation breit, welche ich für die erneute Zubereitung meiner Minerallösung nutze. Ich sehe die blauen Redbull-Becher und überlege, entgegen meines Plans, bereits jetzt mit der Koffeinzufuhr zu starten – bewusst greife ich nach diesem, trinke und schmecke Iso. Offensichtlich habe ich den falschen Becher gegriffen. Ich laufe weiter und biege auf den einsamen Streckenabschnitt – proportional zu diesem, reduziert sich auch meine Pace nach unten. Wieder geht es über die mit Schlaglöchern übersäte Straße in Richtung Wendepunkt… Die Halbmarathon-Marke ist längst passiert, als ich mich dran erinnere, auf Koffein zurückzugreifen.

Äußerlich so wie auch innerlich merke ich, wie ich langsam an mein Limit gerade. Gehpausen kombinieren Tempopassagen an der Schwelle – der Laufrhythmus: irgendwo aber nicht mehr in mir. Ich erinnere mich an die harten Läufe im Wald, welche ich bei heftigsten Regenschauern absolviert hatte. Diese helfen mir noch ein letztes Mal einen Kampfgeist zu wecken. Ich mobilisiere alles in mir, nehme hier ein Redbull und da ein Gel und biege in Richtung dritte Runde ein.

Ein letztes Mal blicke ich in die strahlenden Augen meiner Angehörigen und merke, wie sehr sie mir eine gute letzte Runde wünschen. Erst jetzt realisiere ich zahlreiche andere Zuschauer, die bewusst meinen Namen rufen. Mein Blick schweift auf die Uhr und anschließend wieder in die Laufrichtung. Mein Ziel, den Marathon unter 3:30 zu laufen, habe ich längst aus den Augen verloren. Mein Weg führt mich durch die Wechselzone und ein weiteres Mal an der Promenade vorbei. Das dort wartende Stimmungsnest mit lauter Musik – für mich in dieser Runde vielmehr eine Qual. Ich wünsche mir meine Ruhe und probiere mich nur auf meinen Körper zu fokussieren. Es fällt mir schwer meine Arme in einer sauberen Position zu halten und lasse sie immer wieder hängen. Meine Pace orientiert sich immer weiter nach unten, doch durch die steigende Zahl an Läufern, überhole ich weiterhin einige Kollegen. Es macht mir Spaß und es macht sich ein Lächeln in meinem verschwitzten Gesicht breit. Ich biege ein letztes Mal in Richtung Santa Susanna ab und entscheide mich, die letzten Kilometer zu genießen. Andere Sportsmänner, die bereits nur noch gehen, versuche ich zum weiterlaufen zu ermutigen und merke dadurch, wie stolz ich auf meine eigene Leistung sein kann. Endspurt… bei Kilometer 39 nehme ich das letzte Gel zu mir und sauge jede Art der Ermutigung auf. Ich passiere ein letztes Mal die Promenade und bedanke mich durch Klatschen bei den Zuschauern. Ein letztes Mal führt mein Weg über den Kunstrasen und ich befinde mich auf direktem Weg in Richtung Ziel. Ich quäle mich aber zwinge meinen Körper einfach so gut es geht weiter zu laufen. Auf der linken Seite der Strecke macht sich die Messe breit und ich setzte zum Zielsprint an. Kurz vor der Einmündung zum Ziel stürzt eine Athletin – nachdem ich dieser aufgeholfen habe, beschließe ich mir die Zeit zu nehmen, mein Trikot ordentlich zu schließen. Auf der linken Seite der Strecke macht sich die Messe breit und ich setzte zum Zielsprint an. Kurz vor der Einmündung zum Ziel stürzt eine Athletin – nachdem ich dieser aufgeholfen habe, beschließe ich mir die Zeit zu nehmen, mein Trikot ordentlich zu schließen.

Endlich, der rote Teppich beginnt. „Max – aus Deutschland. You are an Ironman.“ Mit diesen Worten laufe ich ein und bin bereits jetzt mehr als Stolz auf meine Leistung. Nachdem ich die Zeit realisiere weiß ich: für Hawaii reicht es noch nicht, aber ich habe große Fortschritte gemacht auf die ich aufbauen kann.

Rennanalyse IRONMAN Barcelona Teil 2

„Load up on guns, bring your friends
It’s fun to lose and to pretend
She’s over-bored and self-assured
Oh no, I know a dirty word“

Es ist 4:30 Uhr, als der Renntag durch „Smells like Teen Spirit“ von Nirvana offiziell startet. Anders als es zu erwarten ist, bin ich bereits nach den ersten Zeilen auf den Beinen – die Motivation ist mir ins Gesicht geschrieben und beginne mich für den großen Tag in Schale zu werfen. Draußen ist es noch tiefschwarze Nacht und außer in unserem Zimmer, schlummern noch alle Urlauber.

Darüber mache ich mir in diesem Moment aber keine Gedanken, sondern leitete vielmehr meine finalen Vorbereitungen ein. Da um ca. 8 Uhr mein Start angesetzt ist, widme ich mich direkt einem sporadischen Frühstück: Weißbrot mit Erdnussbutter und 500ml ISO-Fast von Dextro Energy.

Nach ca. 200g Weißbrot folgt die Ernüchterung – vielmehr Hunger kann man um diese Uhrzeit wohl auch nicht erwarten. Bis zur Abfahrt nach Calella sind es noch 40 Minuten, weshalb ich mich nun der Befüllung meiner Falschen widme. Am Rad setze ich, wie die letzten Jahre auch, auf die Zufuhr in flüssiger Form – hierfür habe ich mich für die Marke Science in Sport entschieden, von welcher ich 12 Gels mit Kirschgeschmack in meine Flasche drücke. Musikalisch lassen ich diesen Prozess durch eine Spotify-Entspannungs-Playlist untermalen. Bevor es ans Zähne Putzen geht, greife ich noch einmal zur Baguette-Tüte und zwinge mich noch zu einigen kleinen Bissen. Auf den typischen Kaffee wird auch am letzten Tag verzichtet – schließlich verfolge ich weiterhin den Plan, eine höhere Wirkung durch das Koffein zu erzielen, wenn ich meinem Körper vorher einem Entzug unterziehe. Es folgen die letzten Schritte: Hier eine Salztablette, da etwas Magnesium und dann noch den Einteiler hüfthoch anziehen.

Es ist 5:40 Uhr, also an der Zeit, allmählich Richtung Wechselzone aufzubrechen. Die Anfahrtszeit beträgt ca. 30 Minuten, wobei wir von dem Parkplatz aus noch ca. 10 Minuten Fußweg bis zur Wettkampfstätte haben. Anders als sonst entscheide ich mich auf meine eigene Pumpe zu verzichten – durch den Stress am Vortag erhoffe ich mir, vor Ort andere Athleten mit einer Scheibe und einer funktionieren Pumpe zu treffen.

Um ca. 6:15 Uhr erreichen wir die Location, die heute mein Richter sein soll. Ich verabschiede mich von den Angehörigen und mache mich auf in Richtung Wechselzone. Diese wird durch die Scheinwerfer des Fußballplatzes voll ausgeleuchtet. Es ist eine mystische Stimmung und ein Gefühl der Anspannung macht sich in mir breit. Ich werde mir wieder dessen bewusst, was ich heute hier vorhabe, das auf der anderen Seite des Zaunes meine Angehörigen stehen, die weder Kosten noch Mühen gescheut haben, mich wieder zu unterstützen. Ich will es heute allen zeigen, dass ich dieses Jahr sinnvoll genutzt habe. Über dem Meer macht sich allmählich der Sonnenaufgang bereit, während auf der anderen Seite eine Gewitterwolke am Abdrehen ist. Immer wieder vernehme ich einen Regentropfen, lasse mich davon aber nicht beirren. Ich nehme mir die Zeit und setze mich mit meinem Rad in eine Stille Ecke, bevor ich mit der abschließenden Vorbereitung starte. Nachdem die Flaschen und der Garmin montiert sind, widme ich mich zunächst der Beschaffung einer Pumpe – jedoch zunächst ohne Erfolg. Mit jeder vergangenen Minute beginne ich daran zu zweifeln, ob ich heute noch eine geeignete Pumpe finde – doch während meinem verzweifelten Ersuchen des Serviceteams, erhalte ich den Hinweis, dass alle Pumpen im linken Eck der Wechselzone gesammelt werden. Mit jedem Bar, welches in meine Reifen schießt, merke ich, wie mein Herzschlag sich beruhigt und ich wieder mehr und mehr auf das Rennen fokussiert werde. Erleichtert bringe ich das Rad zurück zu meinem Wechselplatz und begebe mich anschließend ins Wechselzelt, um dort meine Beutel zu überprüfen. Es ist angerichtet und zufrieden verlasse ich ein letztes Mal die Wechselzone um meine Familie zu sehen. Es folgen ein paar motivierende Worte, bevor sich um 7:30 Uhr unsere Wege trennen. Den Neo trage ich nun bereits bis zur Hüfte und habe alles, mit Ausnahme meines T-Shirts, soweit bei meinem Supportteam zurückgelassen.

Ab jetzt heißt es fokussieren, runter kommen und sich mental nur noch auf das Rennen konzentrieren. Ich gehe ein letztes Mal alle Wege durch, überprüfe, ob meine Kartusche fest im Sattel verschraubt ist und setze mich anschließend in den Sand. Es ist zügig und so entschließe ich mich, den Kampf gegen den Neo bereits jetzt aufzunehmen. Dieser ist noch ein wenig feucht von der letzten Trainingseinheit, wodurch ich mich aber nicht entmutigen lasse.

Das Einschwimmen endet um 7:50 Uhr – diese Möglichkeit wollte ich aber sowieso nicht wahrnehmen, da ich bei der Außentemperatur befürchte, im nassen Neo zu unterkühlen. Durch Startschuss der Profis werde ich aus meiner Meditation gerissen und beginne meine Mobilisation am Strand. Es ist 8:00 Uhr, als ich mich zum ersten Mal aus der Wechselzone in Richtung Startbereich begebe. Dieser ist übersät von Adiletten und Plastikflaschen, welche Athleten zurücklassen. Zwischen dem Trubel von Angehörigen und Athleten laufe ich sechs kurze Bahnen um meinen Puls ein wenig auf Fahrt zu bekommen. Aufgewärmt suche ich meine Startbox, wobei diese eher durchschnittlich ausgeschildert sind. Letztlich lande ich in dieser: „<60min“. Ich weiß, dass ich diese Zeit wohl nicht schwimmen kann, erhoffe mir aber in dieser Gruppe einen geeigneten Wasserschatten zu finden. Langsam füllt sich die Box und ich merke wie die Anspannung bei allen steigt. Ich lasse mich von der Welle der Nervosität und Vorfreude tragen und steige in das rhythmische Klatschen ein. Plötzlich ist 8:15 Uhr und der Rolling-Start für die Agegrouper beginnt. Während sich die Gruppe vor mir in Bewegung setzt, stelle ich mich an die Seite und klatsche meine Muskelpartien nach und nach ab, um die Durchblutung anzuregen. Es geht Schritt für Schritt in Richtung des Startbogens. Ich atme ein letztes Mal tief durch und ordne mich ganz links ein. Ich stecke voller Adrenalin, blicke in den Sonnenaufgang und plötzlich hebt der Helfer seine Arme. Mit einem freundlichen Lächeln und einem „good luck“ verabschiedet er mich in meinen großen Tag…

Rennanalyse IRONMAN Barcelona Teil 1

Es ist der 05. Oktober und gemeinsam mit meiner mitgereisten Familie und Freunden treffe ich mich um 9 Uhr morgens zum gemeinsamen Frühstück. Ab jetzt zählt es, was ich vor dem großen Tag noch zu mir nehme. Es gibt, wie die letzten Tage auch, ein reichhaltiges Buffet. Beim Betreten des Restaurants fliegt mir sofort der wohlduftende Geruch von frisch aufgebackenen Brötchen und anderen Leckereien in die Nase. Die Schlangen vor dem Kaffeeautomat wecken wie immer ein Bedürfnis in mir – doch ich bleibe stark. Dank des Koffeinentzugs der letzten Tage war ich mittlerweile an Fruchtsäfte und heiße Schokolade gewöhnt und so untermalten diese meine Flüssigkeitszufuhr. Beim Essen wollte ich keine allzu großen Experimente mehr wagen und entschied mich für die altbewährteMischung Speck mit Ei, bevor es noch zwei Schokocroissant als krönenden Abschluss gab. Ein hochwertiges Essen besteht aber nicht nur aus den Bausteinen Kohlenhydrate, Eiweiß und Fett, weshalb ich mir final noch eine Bandbreite an Früchten auftischte.

Gestärkt trennten sich die Wege zwischen meinen Angehörigen und mir – während sich diese auf einen gemütlichen Strandtag vorbereiteten, widmete ich mich dem Packen meiner Wechselbeutel. Bevor ich aber soweit war, dürfte eine finale Abschlusseinheit nicht fehlen. 30 min Grundlage mit 4x30s im VO2max-Bereich, sowie ein 10 minütiger Koppellauf sollten diesen Abschluss darstellen. Freudig warf ich mich ein letztes Mal in meine „Dextro-Energy“-Radklamotten und machte mich ans Kette fetten. Soweit so gut, wäre da nicht das Nachfüllen der Reifen gewesen – durch den Flug war meine Pumpe etwas verklebt, weshalb der Adapter für die Scheibe keinen halt finden konnte. Bis ich das Problem erkannte verging fast eine Stunde, welche mir letztlich fast die Nerven raubte. Um komplett stressfrei an den Start zu gehen, entschied ich meinen kurzen Ausritt in Richtung Messe zu verlegen, um mich mit zusätzlichen CO2-Kartuschen zu bewaffnen. Schnell merkte ich, dass das Pumpenproblem aber nicht allzu effektiv von mir gelöst wurde, weshalb ich letztlich nur mit knapp 7 Bar unterwegs war. Eine Mischung aus Vorfreude und Misstrauen machte sich in mir breit und sollte auch beim abschließenden Lauf nicht besser werden. Bereits nach 100m merkte ich, dass ich heute etwas antriebslos war und entschloss mich nach 600m lieber noch ein kurzes Lauf-ABC anzuhängen.

Unschlüssig, was ich von meiner letzten Trainingseinheit halten sollte, beklebte ich die letzten Utensilien wie den neuen Zeitfahrhelm oder mein Fahrrad. Nach einer heißen Dusche ging es auf zum Mittagessen – Kohlenhydratspeicher füllen. Da wir im Hotel kein Essen gebucht hatten und ich keine Experimente wagen wollte, entschieden wir uns für ein nahegelegnes italienisches Restaurant. Für mich gab es eine deutlich kleiner als erwartete Lasagne. Da sich bereits während des Essens ein Hungergefühl bei mir breit machte, war ich umso glücklicher, als meine Cousine mit ihrer Pizza nicht ganz fertig wurde.

Es ist 14:45 Uhr und so langsam verspüre ich etwas Müdigkeit. Doch vor dem geplanten Mittagsschlaf stand der Bike-Ckeckin an. Also machte ich mich mit meinem Paten auf in Richtung Calella… leider verstand ich die Karte aber wohl wieder einmal falsch und so parkten wir fast 4km vom Check-In entfernt. Nachdem uns der Fehler klar geworden war, entschied ich mich dem Rad die restliche Strecke zu fahren und derweil einzuchecken, während mein Pate einen geeigneten Parkplatz vor Ort suchte. Gemeinsam trafen wir uns am Bahnhof, welchen wir auch am Folgetag für unsere Rückreise nach Santa Susanna nutzen wollten. Nachdem wir die potentiellen Zeiten abgefragt hatten, widmeten wir uns ein letztes Mal der Messe. Während sich mein Pat über den Schuhhersteller „Hoka“ genauer informierte, nutzte ich die Gelegenheit die Speicher noch einmal ein wenig aufzufüllen. Neben zwei Riegeln der Firma „Science in Sport“ gab es natürlich auf 500ml der „Iso-Fast“-Lösung meines Sponsors.

Bis wir zurück im Hotel waren, war es letztlich schon fast 18 Uhr, weshalb ich auf meinen Mittagsschlaf verzichtete. Nach kurzem Beisammensitzen am Pool vereinbarten wir die letzte Mahlzeit um 18:45 zu uns zu nehmen. Geplant hatte ich rechnerisch, noch einen kleinen Teller Nudeln zu mir zu nehmen, was jedoch weit gefehlt war. Der Hunger quälte mich eigentlich seit dem Mittagessen und so wurden es letztlich drei gehäufte Teller Nudeln und ein weiterer mit Paella. Zufrieden und gut gesättigt beendete ich das große (Fr-)Essen um 19:30 Uhr. Ein kurzer abschließender Verdauungsspaziergang zum Strand leitete meine Nachtruhe ein. Nachdem um 20:45 für den Folgetag auch die letzten Vorbereitungen getroffen waren, ließ ich mir ein heißes Bad ein – untermalt durch beruhigende Klänge konnte ich in dieser halben Stunde noch ein letztes Mal jegliche Spannung aus meinem Körper entfliehen lassen und mich ganz auf mich fokussieren. Mit jedem Atemzug merkte ich, wie sich in mir eine innere Ruhe breit machte, kohärent dazu aber auch die Lust auf den morgigen Tag anstieg.

Mit einem Ruhepuls von 34 lag ich pünktlich um 21:45 im Bett und ging noch ein letztes Mal alle Einzelheiten durch. Plan A, Plan B, oder doch Plan C – es war egal, welcher letztlich zum Einsatz kommen musste. Was zählt ist: ich bin gesund an der Startlinie und habe das Maximum an Unterstützung hinter mir was man sich vorstellen kann. Eine Mischung aus Nervosität und Stolz sorgten für das Lächeln, mit welchem ich letztlich in eine tiefe Nachtruhe verfiel.

Noch 3 Wochen

Die letzten beiden Wochen vor dem Tapering stehen nun in ihren Startlöchern. So geht es in Woche 3 nochmals deutlich gesteigert zur Sache. Diese Woche sollte, ohne große Besonderheiten außen rum, nochmal eine gute Mischung aus intensiven und lockeren langen Sachen sein. In erster Linie sollte sie aber noch ausreichend Luft nach oben lassen, um die Woche des Trainingsabschlusses als intensivste Woche über zu lassen. Bevor wir aber einige Einheiten im Speziellen betrachten, meine Woche in Zahlen:

  • Schwimmen: 3 geplante, 2 erfüllte Schwimmeinheiten; 7000m Gesamtstrecke; 2h 18min Gesamtdauer
  • Radfahren: 4 geplante, 4 erfüllte Radeinheiten; 347,7km Gesamtstrecke; 11h 29min Gesamtdauer; 2611 Höhenmeter
  • Laufen: 4 geplante, 3 erfüllte Laufeinheiten; 48,2km Gesamtstrecke; 3h 47min Gesamtdauer; 368 Höhenmeter
  • Kraft-/ Stabitraining: 1 geplante, 1 erfüllte Einheit; 20min Gesamtdauer

Hieraus ergab sich eine geplante Trainingszeit von 16h 20min, welche mit 17h 54min das Wochenpensum geringfügig überstieg. Von den 12 geplanten Einheiten wurden 9 erfüllt und eine Weitere außerplanmäßig durchgeführt. Innerhalb dieser Woche legte ich demnach eine Gesamtdistanz von 405km zurück, was letztlich zu einem TSS von 769 geführt hat.

Die Woche startete entspannt mit einem kurzen Stabitraining, welches in dieser Woche die einzige Einheit im Kraftraum darstellen sollte. Die geplante Schwimmeinheit zur aktiven Erholung über 2,8km hatte ich dank Schulterschmerzen sein lassen müssen.

Dieser Ausfall machte sich jedoch am Dienstag bezahlt. So erwarteten mich bereits am Morgen 3,9km im Pool. Die Einheit verfolgte mit ihren 2×20 50m vor allem das Ziel, die Ermüdungsresistenz bei harten Anschwimmen zu optimieren. Kombiniert mit etwas Kraft durch Flossen und Paddels verging die Einheit wie im Flug und ich konnte zufrieden nach 1h 13min einen Haken dahinter setzen. Die anschließende Grundlageneinheit entschied ich wegen des Wetters auf der Rolle zu fahren. Dort hatte ich tatsächlich so viel Spaß, dass ich vergaß auf die Uhr zu schauen und machte zusätzlich zur einen Stunde eine weitere Halbe.

Für Mittwoch war das Wetter etwas kühler gemeldet und so entschied ich, spontan einen Longrun zu machen. Der anfänglich zähe Lauf wurde aber von Kilometer zu Kilometer besser und so hatte ich mir nach 30 Kilometern den anschließenden Eisbecher verdient. Sowohl die Durchschnittspace von 4:48 wie auch der durchschnittliche Puls von 137 stimmen mich auch in der Nachbetrachtung durchaus zufrieden.

Donnerstag erwartete ich eigentlich einen unangenehmen Muskelkater, welcher Fall jedoch nicht eintrat. Um diesen auch am nächsten Tag zu vermeiden, brach ich noch vor dem Frühstück zu einem 30 minütigen Erholungslauf auf. Doch statt erhöhtem Puls und schweren Beinen „flog“ ich mit einer Pace von 4:31 min/km und einem Puls von 130 am Kanal entlang. Nach einer gediegenen Pause und einem reichhaltigem Frühstück ging es dann weiter aufs Rad. Die geplanten 90min waren aber wohl auch heute meinem Ego zu kurz und so fuhr ich eine lockere Runde über 2h 20min.

Nachdem ich wusste, dass mich am Abend eine harte Schicht erwarten würde, entschied ich, den Freitag zum Ausschlafen zu nutzen. Bei dieser Entscheidung hatte ich jedoch nicht kalkuliert, dass mein Körper 11h Schlaf einfordern würde. Im Nachhinein bin ich jedoch sehr froh über diese Handlung, da mein Körper diese Ruhe wohl dringend benötigt hatte. Aus dieser Erkenntnis zog ich dann das Resümee, die heutige Laufeinheit sausen zu lassen und lieber ausführlich schwimmen zu gehen. Die 3100m kurze Schwimmeinheit war letztlich eine gute Mischung aus Flossen- und Paddels-Arbeit und stellte somit ein angenehmes Ende für mein Schwimmtraining in dieser Woche.

Da ich für Samstag wieder zur Arbeit eingeteilt war, sollte das Training heute nicht zu schwer ausfallen. Nach einem ausgiebigem Frühstück ging es also für 4 Stunden locker auf den Renner, da mir bei der Neumontage der Kette am Zeitrad der Nietstift gebrochen war. Nach 115 Kilometern und 1255 Höhenmetern ging es dann direkt zu einem 50min Koppellauf im Grundlagenbereich los. Auch dieser lief mit einer durchschnittlichen Pace von 4:36 min/km deutlich besser als erwartet, weshalb ich mich mehr als zufrieden zur Arbeit aufmachte.

Sonntag war eine 3 stündige Tour am Rad geplant, welche je nach Körpergefühl absolviert werden sollte. Für mich hieß das letztlich 104 Kilometer und 1158 Höhenmeter zurückzulegen, um die Beine auf die letzte intensive Woche einzustimmen. Den anschließenden Koppellauf entschied ich aber auszulassen, da ich durch den Longrun sowieso schon das Wochenpensum überschritten hatte.

Diese Woche stimmt mich sehr zufrieden und lässt mich bereits zuversichtlich auf die letzte anstehende Belastungswoche blicken. Besonders die Ergebnisse im Laufen überraschten mich und motivieren mich die letzten Einheiten auch noch bestmöglich zu absolvieren. Sofern ich tatsächlich, trotz der wenigen Laufkilometer, die Fähigkeit habe solche Zeiten über einen längeren Zeitraum zu laufen, dürfen wir alle sehr auf Barcelona gespannt sein. Ab jetzt heißt es die Tage bis zum Abflug zu zählen.