Ironman Hawaii – der Kampf ums Finish  

Der Ironman Hawaii gilt als Ursprung des Langdistanz-Triathlons und so träumen viele Athleten einmal in ihrem Leben davon sich dieser Herausforderung zu stellen. Geschwommen werden die 3800m in ca 28 Grad warmen jedoch welligem Pazifik, bevor es 180 Kilometer mit dem Rad durch die Lavawüste von Big Island geht – zum Abschluss wartet der Marathon mit 42,2km und dem berüchtigten Energy Lab auf die Athleten, welches als „Stöpselzieher“ wegen der enormen Hitze gilt. Für Oberfranken am Start war unter anderem der 25 Jährige Max Ziegler aus Rehau, welcher sich 2021 beim Ironman Italy mit über 30 Minuten Vorsprung in seiner Altersklasse behauptete und so für den Mythos Hawaii qualifizierte. 

Die ersten Hürden erwarteten die Athleten jedoch bereits vor dem Abflug – so sorgte die „Überbuchung“ der Insel durch die erstmalige Austragung eines Zwei-Tages-Events für Stornierungen und extreme Preisanstiege. Entsprechend seines studentischen Portemonnaie entschied sich Ziegler mit seinen Begleitern für ein Apartment, um gelegentlich selbst zu kochen – doch der erste Einkauf lies schnell das Resümee zu, dass eine hochwertige Mahlzeit wohl im Restaurant erschwinglicher ist. So riefen Geschäfte etwa Preise wie 7$ für Toast oder 6$ für EINE Paprika auf. 

Die ersten Tage vergingen wie im Flug und hatten mehr oder minder den Anschein eines Festivals. Am Morgen herrschte ein reges Treiben am Pier und aus anfänglich kostenlosen öffentlichen Parkplätzen wurden plötzlich 30$ pro Tag. Besonders faszinierend gestaltete sich das Radtraining am Highway – während die Autos mit 55 Meilen die Radstrecke entlang sausten, war dank den breiten Seitenstreifen für Radfahrer ein uneingeschränktes und risikofreies Training möglich.

Am 06. Oktober war es dann so weit – für ca 2500 Frauen und Männer sollte dieser Tag ein unvergessliches Erlebnis in deren Leben werden. Für Ziegler klingelte der Wecker um 3:30 Uhr am Morgen, was übrigens 15:30 Uhr nach deutscher Zeit entspricht. Trotz seines späten Starts um 7:40 Uhr musste er, wie auch alle anderen Athleten, die Wechselzone bereits vor dem Start der Profifrauen geräumt haben – so galt es nun zu warten und zu hoffen, dass die Wellen nicht zu sehr zunehmen und der Wettergott etwas vom Wind für den anderen Renntag aufsparen würde. 

Nach 1:01 Stunden und mit neuer persönlicher Bestzeit fand sich Ziegler in der ersten Wechselzone wieder – so trotze er nicht nur dem Wellengang im Pazifik, sondern meisterte auch das Slalom-Schwimmen um die vor ihm gestarteten älteren Athleten. 

Geplant war ein kontrolliertes aber zügiges Anfahren in Richtung Hawi, um den drehenden Wind zur Mittagszeit möglichst weitläufig zu umgehen. Leider durchkreuzten Magenprobleme diesen Plan und so sah sich der Athlet, wie auch ein Großteil seiner Altersklassen-Kollegen, fast über die komplette Radstrecke hinweg dem Gegenwind ausgesetzt. Nach 5:20 Stunden endete zumindest für Max dieser Kampf und es sollte zum wohl härtesten Marathon in der Triathlon-Szene gehen. 

Kurz vor Abflug kämpfte der Sportler mit einer Sehnenentzündung im Sprunggelenk, weshalb er mit zweierlei Gedanken in die Laufschuhe schlüpfte. Die ersten Kilometer vergingen wie im Flug und die Schmerzen der vergangenen Wochen waren wie weggeblasen – regelmäßiges Eis in die Kappe, zwei Becher isotonische Getränke und ein Gel alle 7 Kilometer – alles schien nach Plan zu laufen. Doch nachdem Kailua-Kona hinter den Sportlern lag, galt es den übrigen Marathon längs der Radstrecke in Richtung Energy Lab zu absolvieren. Dies hieß abermals: Hitze, Lavastein und absolute Einöde. Nicht lange Zeit später kam mit der Frage „warum tue ich das hier eigentlich?“ auch der Schmerz im Sprunggelenk zurück und so ging es eher schleppend, aber dennoch auf der Überholspur befindlich, in Richtung Energy Lab. Mit zunehmenden Schmerzen, dehydriert im Energy Lab und mit dem einzigen Ziel, im Tageslicht die Ziellinie zu überqueren, vor Augen, läuft Ziegler ein letztes Mal über den Ali‘i Drive. Eine Mischung aus Gefühlen lassen ein paar Tränen kullern, während der Sportler die Ziellinie nach nach 10:26:03 Stunden überquert. 

Einige Tage nach dem Rennen resümiert er: „Das Rennen auf Hawaii ist kein Rennen wie bei einem normalen Ironman – in meiner Altersklasse starten in der Regel nur Altersklassensieger und genau dies gilt es zu akzeptieren. Hier ging es als jüngster Starter meiner Altersklasse und First-Timer in Hawaii immer einzig und allein um ein sauberes Finish – diese Mission habe ich absolviert und mir damit einen Lebenstraum erfüllt. Diesen Traum verdanke ich natürlich meinen körperlichen Möglichkeiten, die mein Trainer immer wieder aufs Neue auf ein neues Level bringt – doch ohne meine Familie, Freunde und Sponsoren, die immer und quer über den Globus um jede Tageszeit an meiner Seite stehen wäre der Sport in diesem Ausmaß niemals möglich. Sie haben für die Erreichung dieses Ziels mindestens ebenso viel investiert, wie auch ich das habe.“ 

Ob es eine Wiederholung dieses Rennens geben soll ist bis dato ungewiss – auf die faule Haut legen möchte sich der junge ambitionierte Nachwuchssportler neben Vollzeit-Studium und Halbtags-Job jedoch trotzdem nicht: so wartet bereits das „Projekt sub9“ im Zuge der Challenge Roth 2023 auf ihn. 

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