Max Ziegler: „Mein Sportjahr 2020 – geplant, trainiert und nichts ist passiert!“

Ein Blogbeitrag über geplatzte Träume, Neuorientierung und einen Hoffnungsschimmer. (Ein Interview mit C. Pyrlik)

Was hat das Corona-Jahr mit mir gemacht?

Anfangs und so ehrlich muss ich sein, hatte ich erwartet, dass spätestens im Sommer alles wieder gut werden würde. So habe ich den ersten Lockdown nicht unbedingt als etwas Schlechtes wahrgenommen – vielmehr war es eine Möglichkeit, mich nahezu vollends nur auf das Training konzentrieren zu können.
Da kam es genau richtig, dass ich kurz vor diesem ersten Lockdown die Entscheidung gefasst habe, Bamberg hinter mir zu lassen – mittlerweile wohne ich inmitten des wunderschönen Fichtelgebirges und fühle mich jeden Tag wie im Trainingslager. Seen, Berge, Wälder, Forststraßen, Trails und frei zugängliche Laufbahnen – all das, was ich in Bamberg so vermisst habe, habe ich nun unmittelbar vor der Haustüre. Vor allem aus diesem Grund konnte ich wohl eine ziemliche Verbesserung in allen 3 Disziplinen verzeichnen.
Anders als in den Vorjahren hatte ich diesmal nicht mit Verletzungen zu kämpfen – vielmehr fühlte ich mich übermäßig fit und konnte meine VO2max auf einen Wert von 72 in die Spitze treiben. Diese Verbesserung schlägt sich auch in den Zahlen nieder – so werde ich trotz Schwimmbadschließungen meine Bilanz von 250km halten können. Im Radfahren gewann ich ungefähr um 50 Prozent hinzu und werde das Jahr wohl mit 11.000 Gesamtkilometern absolvieren. Im Laufen war das Ziel für 2020 klar – nach dem Verletzungspech aus den Vorjahren sollte es zurück zur alten Form gehen. So absolvierte ich bis zuletzt fast das doppelte an Kilometern im Vergleich zum Vorjahr: 2200 Jahreskilometer.

Welche sportlichen Ziele sind coronabedingt weggefallen?

Motiviert arbeitete ich Tag für Tag an mir, verzichtete auf Bier und entzog mir nach und nach sogar meine geliebten Süßigkeiten. Doch dann: die erste Rennabsage. Die Challenge St. Pölten, bei welcher ich das Ticket für Samorin lösen wollte, wurde gecancelt. Natürlich war das erst einmal ein kleiner Motivationsdrücker, was mich jedoch nicht von meinen Hawaii-Ambitionen abbringen sollte. Um diese zu erreichen hatte ich schließlich gleich zwei Langdistanzen geplant. Würde es in Frankfurt nicht klappen, so habe ich mir vorgenommen, dass ich noch beim Ironman Italien starten wollen würde. Das beide Rennen nicht stattfanden, wissen sicherlich einige der Leser – doch meine Misere spannt noch einen größeren Bogen.
Nach der Absage des Ironman Frankfurt suchte ich nach Alternativen – in diesem Zuge offenbarten sich zum einen der Ironman Hamburg und zum anderen der Ironman Portugal. Da beide Rennen jedoch knapp um den Ironman Italien stattfinden sollten, entschied ich diesen Start bereits vor der Absage auf 2021 zu verschieben. Optimistisch wählte ich als neues Saisonhighlight den Ironman Hamburg und startete erneut mit dem Training. Doch nach keinen 6 Wochen Training und noch bevor ich die Ummeldung abgeschlossen hatte, folgte die Absage des Rennens. Zu diesem Zeitpunkt war ich bereits seit fast 4 Wochen auf meinem Leistungshöhepunkt und wanderte wie ein Süchtiger von Trainingseinheit zu Trainingseinheit. Also entschied ich eine kurze Off-Saison von zwei Wochen einzubauen, um mich neu zu sortieren.
Danach war das Ziel klar: es sollte Anfang November nach Cascais zum Ironman Portugal gehen. Sukzessive steigerte ich meine Umfänge und versuchte mich durch neue Reize auf ein noch höheres Niveau zu bringen. Selbst im Schwimmen absolvierte ich Umfänge von rund 14 Kilometern pro Woche um maximal gut vorbereitet an der Startlinie zu stehen. Nur mit der Reisebuchung wartete ich dieses Mal – die kurzfristigen Rennabsagen hatten mich geprägt und auch entsprechend gebildet. Zwei Wochen vor Abflug waren wir dann so optimistisch, dass es nun wirklich klappen würde – doch was folgte war große Ernüchterung. Einen Tag nach der finalen Buchung folgte die Rennabsage – der Flug und das Hotel nicht mehr stornierbar. Alles wäre geplant gewesen, selbst die zweiwöchige Quarantäne war durch meinen Arbeitgeber abgesegnet worden. Für mich brach in diesem Moment meine kleine Welt zusammen.
Was folgte war eine Art Depression und ein damit verbundenes Trotzverhalten, welches man sonst nur von kleinen Kindern kennt. Jeden Morgen stand ich auf, aß meine drei Nutellabrötchen und trank einen großen Pot Kaffee mit Milch und Zucker, bevor ich es mir mit Schokolade auf dem Sofa gemütlich machte. Nach dem Mittagsschlaf gab es erst einmal ein Fertiggericht und die ersten Gedanken an das Abendessen sowie die darauffolgende Nachspeise. Dazu ein schönes Bierchen oder auch ein zweites dürften natürlich auch nicht fehlen.
Zum Glück dauerte dieser Prozess nur 8 Tage an, bis sich mir die Frage stellte, wohin ich mit meiner Form nun möchte. Meine Überlegungen gingen von einem Indoor-Ironman bis hin zum spontanen Ultra-Marathon vor der Haustür – doch das Ergebnis war letztlich ein anderes.
Durch meinen Trainingseifer und die damit verbundene Verbissenheit hatte ich ganz außer Acht gelassen, dass ich einen Fersensporn entwickelt hatte. Aus diesem Grund startete ich mit meiner Physiotherapeutin die Arbeit gegen dieses Problem und kehrte allen Optionen den Rücken zu. Die folgenden 3 Wochen Off-Season bieteten mir viel Zeit mir darüber Gedanken zu machen, was ich künftig ändern und im nächsten Jahr erreichen möchte.

Sportliches Ziel für 2021?

Ist das Stecken von Zielen zu dieser Zeit überhaupt möglich? Ich betitle sie viel lieber als Träume oder als Wünsche – jedenfalls solange die Coronasituation und die damit verbundenen Wettkämpfe unsicher sind.
Ich für meinen Teil wünsche mir, dass ich im kommenden Jahr bei meinen beiden gemeldeten Rennen, dem Ironman Hamburg und dem Ironman Italien, die Möglichkeit bekomme, an den Start zu gehen. Ich träume davon, dass ich mich für diese Rennen maximal gut vorbereiten kann und wir alsbald diese Pandemie überstanden haben.
Ein konkretes Ziel wäre da jedoch trotzdem noch: Durch die ständigen Rennabsagen, tote Trainingsstunden und geplatzte Träume hat sich in mir ein Unbehagen angesammelt – dieses Gefühl möchte ich gerne kanalisieren und mit neuem Trainingseifer in das Jahr 2021 starten. Gemeinsam mit meinem Hauptsponsor „RapidMax“ aus Speichersdorf möchte ich den Namen zum Programm machen – ich möchte bei mindestens einem der beiden Rennen der schnellste Athlet meiner Altersklasse sein und damit einen Slot für Hawaii lösen. Ich weiß, dass es nicht einfach wird dieses Ziel zu erreichen – ich bin aber vollends davon überzeugt, alles menschenmögliche für dieses Ziel zu leisten. In Zahlen bedeutet das: 2021 soll bei mir die 9-Stunden-Mauer fallen.
Dieses Ziel möchte ich jedoch nicht nur aus egozentrischen Zügen erreichen – vielmehr ist es an der Zeit, meiner Familie, meinen Freunden und Partnern zu zeigen, dass ihr Vertrauen in mich begründet war.
Ich bin mir sicher, dass auch viele von Ihnen schon fleißig am planen sind und Ihnen vielerlei Fragen durch den Kopf gehen – doch auch, wenn uns die Pandemie im Moment noch fest im Griff hat, so tut ein wenig Optimismus stets gut.

(Interview Ende)

In diesem Sinne wünsche ich euch, dass eure Wünsche und Träume für das Jahr 2021 erreichbar bleiben und wir gemeinsam einen Schritt in Richtung Normalität wagen können. Bleibt gesund und habt, trotz der Gegebenheiten, einen guten Rutsch ins neue Jahr!

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