Rennanalyse IRONMAN Barcelona Teil 3

Ich erinnere mich zurück – bei der Wettkampfbesprechung sagte der Renndirektor nur „passt auf, es geht unmittelbar nach dem Start sehr schnell tief hinunter“. Da ich den Kurs im Vorfeld nicht getestet hatte, entscheide ich mich für zwei kurze Schritte, bevor ich die ersten 40m mit Delfinsprüngen überwältige. Kraftvoll und konzentriert starte ich in das Rennen, auf welches ich mich fast ein Jahr lang vorbereitet habe. Der IRONMAN Barcelona soll meine vierte Langdistanz sein und durch meine Erfahrung weiß ich, dass über die fast 4km lange Schwimmstrecke ein gleichmäßiges Tempo essentiell ist. Ich zähle im Kopf mit und zwinge mich dazu sauber und lange zu gleiten. Schnell merke ich, wie ich die ersten Kollegen/-innen überhole und muss mich im selben Moment wieder etwas ausbremsen. Ich rede mir zu „das Rennen ist noch lange und du wirst von Disziplin zu Disziplin besser werden.“. Endlich lasse ich die ersten Bojen in Richtung Calella rechts von mir liegen und habe meinen Rhythmus gefunden. Hier draußen ist der Wellengang kaum zu spüren und so lädt der Kurs wirklich ein, eine neue Topzeit abzuliefern. Zu diesem Zeitpunkt weiß ich nicht, dass ich tatsächlich schneller schwimme, als ich mir bis dato zugetraut habe. Während in meinem Nacken der Sonnenaufgang hinter einer Wolkendecke verschwindet, tue ich mir schwer durch meine getönten Gläser alles zu erkennen – doch das war Glück im Unglück, denn fortan orientiere ich mich anhand der Beine meines Vordermanns, welcher mir zudem einen hervorragenden Wasserschatten bietet. Auf Höhe der vierten Boje beschließe ich an meinem Frontmann vorbei zu ziehen, da dieser Meter um Meter sein Tempo hinunter reguliert. 7 Bojen sind es laut Ausschreibung bis zur Wendemarke und so langsam frage ich mich, ob ich nicht schon an letzten vorbei gemacht habe. Meine Schultern fühlen sich, nach der Jagd auf eine neue Gruppe, müde an. Im Wasserschatten passe ich mein Tempo an das meines Helfers an und bemerke gar nicht, als er die Kurve um die Boje einleitet. Erst als wir plötzlich in Richtung Strand schwimmen, wage ich einen Blick aus dem Wasser und bin erleichtert, dass wir uns tatsächlich auf den Rückweg machen. Die Innenbahn der Schwimmstrecke ist deutlich Strandnäher und demnach auch Wellenanfälliger. Da ich durch meine Trainingsergebnisse weiß, wie anfällig mein Darm gegen den hohen Salzgehalt des Wassers ist, konzentriere ich mich fortan noch mehr auf die Atmung. Während ich weiterhin auf der linken Seite an der Konkurrenz vorbei ziehe, bemerke ich einen Kollegen an meinen Füßen. Erst nach gut 200m entscheide ich dann, nach rechts abzudrehen, um ihn aus meinem Wasserschatten zu lösen. Doch anstatt das er mir hinterher schwimmt, nutzt er den geraden Weg an mir vorbei. Ich hänge mich an ihn und merke wie er seine Tempo anzieht, nachdem er mich bemerkte. Anders als sonst, hält auch er die Spur und dreht nicht ab. Nach der Boje merke ich, wie er sein Tempo reduziert und schwimme links an ihm vorbei. Das Spiel beginnt von vorn und zieht sich noch ungefähr bis zur 3200m-Marke. Ab da habe ich ihn ungefähr verloren, will aber auch nicht das Tempo reduzieren. Bis zum Zielbogen werde ich keine neue Gruppe mehr finden, weshalb ich mein Tempo reduziere. Das erste Mal in meiner Triathlonzeit verspüre ich Spaß am Schwimmen. Mein Körper fühlt sich gut und auch mental befinde ich mich auf einem Hoch. Ich kann gar nicht konkretisieren, was mir in diesem Moment durch den Kopf schießt… doch dies soll sich ändern, als wir nach links in Richtung Zielbogen abbiegen. Bereits in den Foren hatte ich gelesen, dass Quallen an diesem Strand ein großes Problem sind. Tendenziell habe ich damit auch kein Problem, denn ich dachte an die kleinen Quallen, welche ich aus den Urlauben in Jesolo kannte. Doch diese waren anderes – zwei bis drei riesige Quallen tauchen plötzlich ganz nah unter mir auf und ich verspüre den Drang schnellstmöglich aus dem Wasser zu kommen. Gegen meinen Plan starte ich einen Zielsprint in Richtung Wechselzone und begebe mich erst in die Aufrechte, als meine Hand in dem Sand stecken bleibt. Es ist geschafft – die Auftakt- und meine Horrordisziplin ist Geschichte. Meine Uhr zeigt eine Zeit von 1:01:53, was meiner erhofften Pace von 1:38 min/100m gleichkommt.

Jetzt nur schnell raus aus dem Wasser und ab aufs Fahrrad – Platz für Platz gut machen, das war die Devise des heutigen Tages. Mit schnellem Schritt marschiere ich in Richtung Wechselzelt und bemerke erst vor Ort, dass ich viel zu spät mit dem Ausziehen begonnen habe. Doch anders als sonst ist es diesmal kein Kampf den Neo hinunter zu streifen – er gleitet geschmeidig hinunter und unterstützt somit eine zügige Wechselzeit.

Hastig kippe ich den Wechselbeutel auf den Boden und packe mein Startnummernband sowie die zusätzliche Gaskartusche, welche ich immer auf Reserve mitführe. Präventiv schütte ich mir noch vor Beginn der Radstrecke eine Ladung flüssiges Magnesium hinein, von welcher ich bis zum Schluss ausreichend zehren sollte. Nun aber Helm auf, Neo in den Beutel und ab in Richtung Fahrrad. Ich habe Hummeln im Hintern, denn meine Vorfreude ist riesig, dass neue Rad-setup nun endlich auf seine Renntauglichkeit zu testen. Als einer der Wenigen in der Wechselzone hatte ich meine Schuhe bereits am Rad fixiert – über die Sinnhaftigkeit dieser Methode lässt sich streiten – jedoch erachtete ich dies unter den gegebenen Umstände als sinnvoll. Ich greife meinen Stern und starte den Garmin – die Verfolgungsjagd kann beginnen. Zumindest mental bereit dafür bin ich für meinen Teil – zuerst gilt es aber einige Bodenwellen zu überwinden, bevor man auf die eigentliche Runde des Rennkurses gelangt. Glücklicherweise war ich diese kurze Passage im Vorfeld bereits abgefahren und weiß somit, wie diese geschickt zu überwinden sind. Endlich liegt Calella hinter mir und das Rennen kann auch für mich so richtig starten. 209 Watt, das ist die Stundenleistung, welche ich mir anhand meines letzten FTP-Tests errechnet hatte. Immer wieder sage ich mir diese Zahl im Kopf vor – jedenfalls bis zum ersten Anstieg, denn dort übersteige ich das Mal erste die eigene Vorgabe. Dies nehme ich einfach zur Kenntnis und trete genüsslich weiterhin in die Pedale.

Kaum befinde ich mich wieder auf der Geraden, tue ich mir schwer die 209 Wattleistung wieder zu erreichen. Da ich dennoch meine vorgegebene Geschwindigkeit von 37,4 km/h abrufen kann, beschließe ich aber die geringeren Wattwerte zu akzeptieren, anstatt frühzeitig zu überziehen. Gut gelaunt folge ich dem Streckenverlauf und nehme jeden kleinsten Zuruf als Motivation weiterhin an meiner Performance zu arbeiten.

Kilometer um Kilometer folge ich dem teilweise bekannten Streckenverlauf – doch außer einige wellige Passagen fordert die Radstrecke bis zu diesem Zeitpunkt keine übermäßige Leistungsbereitschaft. Die Strecke geht nach Rechts weg in Richtung Mataro – eine Richtung, die ich bisher nur von falsch genommenen Zugverbindungen kenne, welche ich und anderen Mitreisenden bei der Anreise genommen hatten. Geschmeidig geht es in Richtung Autobahn, während sich parallel dazu, eine kleine Steigung bemerkbar macht. Augenscheinlich macht diese Passage den Eindruck, man würde geradeaus fahren, jedoch kostet diese sehr viel Körner, vor allem auch im mentalem Bereich. Ich zweifle, ob ich möglicherweise überzogen habe und warte darauf, überholt zu werden. Jedoch sind es gerade einmal zwei Athleten, welche auf den engen Wegen zu einem Überholvorgang ansetzen. Am Wendepunkt angekommen stürze ich mich in die Abfahrt und fahre mit 230 Watt an einer Vielzahl an Athleten vorbei, welche diese zur Erholung nutzen. In der Flachen wieder angekommen atme ich tief durch und pendle mein Tempo wieder ein. Im Wechselspiel merke ich, wie mein Puls wieder runter geht, aber parallel dazu der Harndrang steigt. Ich beschließe, mit etwas mehr Druck zur nächsten Verpflegungsstelle zu fahren, um dort eine Toilette aufzusuchen. Doch bei dieser folgt Ernüchterung: es ist kein WC vorhanden. Also packe ich mir eine zusätzliche Wasserflasche und zwei Riegel, um entgegen meines Ernährungsplans, auf ausreichend Kalorien zu kommen.

Nachdem ich diese ordnungsgemäß verstaut habe, bemerkte ich, dass ich zu diesem Zeitpunkt noch viel zu wenig aus meiner Gelflasche konsumiert habe.

Also folgen hier und da ein paar kräftige Schlücke, während meine Aufholjagd auf Hochtouren weiterläuft. Mit einem 37er Schnitt setze ich mich an die Spitze meiner Gruppe und rotiere fortan alle 2 Kilometer mit einem Italiener. Die Traube unserer Verfolger wächst stetig weiter und von Diesen möchte auch keine unsere Führungsarbeit übernehmen. Plötzlich höre ich Motorgeräusche, von welcher sich eine Frau, die ich überholen möchte, nicht beirren lässt. Diese erhält letztlich, mehr als verständlich, eine Zeitstrafe wegen „Blockings“, auf welche später die Disqualifikation folgen soll. Mit zunehmender Zeit schleift sich unser Tempo ein, weshalb ich beschließe die Gruppe hinter mir zu lassen. Bei etwa Kilometer 75 teilt der Kreisverkehr die Streckenabschnitte , welchen ich zur Einleitung meines Angriffs nutze. Die plötzlichen 48 km/h welche ich anschlage, überfordern meine Hintermänner, welche ich nun abschüttle. Es dauert einige Minuten, bis ich realisiere, dass ich nun aber auf mich alleine gestellt bin. Es gibt also zwei Möglichkeiten: Fahre ich zur nächsten Gruppe auf, oder lasse ich mich zu meiner alten Gruppe zurückfallen. Du kennst mich… Hast du tatsächlich überlegt was ich gemacht habe. Mit nahezu 300 Watt geht es also Richtung Calella , doch noch bevor ich eine neue passable Gruppe finde, erscheint mir das langersehnte WC. Also fahre ich raus und erleichtere mich – doch alles nicht so einfach getan wie gedacht. Der neue Ryzon-Anzug ist durch meine Außenkühlung so nass, dass er nur schwer von den Schultern zu streifen geht. Während ich neuen Lebensgeist in mir spüre, stehen die Räder meiner Konkurrenz auch nicht still. So sehe ich gerade den letzten Fahrer meiner alten Gruppe vorbei rauschen, als ich mein Rad wieder greife. Mein Kampfgeist ist geweckt und es dauert keine zwei Minuten, bis ich diese wieder eingeholt habe. Doch einer fehlt – der Italiener, mit dem ich einzige Zeit gemeinsame Sache gemacht hatte, war verschwunden. Das Unwissen wollte ich natürlich ungern auf mir sitzen lassen und strample um so fester in die Pedale.

Nichts kann mich stoppen! Ich fahre fokussiert durch den Kreisverkehr, welcher die zweite Runde einleitet. Fortan werfe ich mich in die Aero-Position und greife an. In meinen Gedanken tauchen die Erinnerungen an die Probefahrt mit meinem Stern auf, das erste Bike-Fitting und an die Premiere in München. Statt Ablenkung nehmen ich dies als positive Bestärkung und wandle die Gedanken in Motivation um.

Die ersten Kilometer der zweiten Runde fahre ich alleine, bis ich bei ca. Kilometer 10 die ersten Teilnehmer überrunde. Die Strecke füllt sich und ich tue mir immer schwerer den vorgeschriebenen Abstand einzuhalten. Anhand meiner Beobachtungen aus der ersten Runde weiß ich, dass hier viele Zeitstrafen verteilt werden. Umso wichtiger erscheint es mir, schnellstmöglich an den langsameren Agegroupern vorbei zu ziehen. Vor mir macht sich eine Traube mit ca 40 Athleten breit, während sich im selben Moment ein Motorrad von hinten nährt. Ich beobachte, wie sich auf der linken Seite eine Lücke auftut, gehe aus dem Sattel und sprinte an allen vorbei. Zwischenzeitlich erreicht ich so den Tageshöchstwert von fast 480 Watt. Zufrieden stellte ich fest, dass ich gerade eine Zeitstrafe entflohen bin und auch, dass ich nun den ersten Agegrouper meiner Altersklasse überrundet hatte. All diese positiven Erkenntnisse nehme ich mit in Richtung Anstieg. Ich wusste nun, was mich erwartet – dementsprechend langsam und vorsichtig begegnete ich diesem und lasse mich auch nicht von überholenden Kollegen beirren. Meine Vermutung bewahrheitet sich letztlich – bereits auf den ersten Metern in der Flachpassage habe ich die Kletterer wieder eingeholt und lasse sie hinter mir. Darunter ist auch der Italiener – nachdem ich ihn erkannte lasse ich mich zurückfallen und probiere ihn wieder zu einer gemeinsamen Sache zu mobilisieren. Doch er ist ausgelaugt und hat sich beim Radfahren wohl überschätzt, entgegnet er mir. Ich erinnere mich an mein Langdistanz-Debüt in Italien zurück. Damals stieg ich als erster unserer 3er- Konstellation aus dem Wasser und baute meinen Vorsprung beim Radfahren sogar aus – den Marathon lief ich letztlich fast eineinhalb Stunden langsamer, als der Schnellere von beiden. Diese Gedanken hätten mich nun runter ziehen können, aber sie appellieren vielmehr an mein Gewissen, die restlichen Kilometer nach Wattvorgabe zu fahren. Während ich mich mental auf das Laufen vorbereite, klirrt etwas hinter mir. Ich muss nicht lange überlegen was passiert ist – die Gaskartusche hat sich verabschiedet und fortan bin ich ohne Reserve unterwegs – das denke ich zu diesem Zeitpunkt jedenfalls.

Ich klettere konzentriert die letzten Berge hoch und mache erneut einen kurzen Halt am Klo, bevor es zurück ins Stadtzentrum von Calella geht. Mental bereite ich mich bereits auf den Marathon vor, während ich im selben Moment vom Rad springe.

In der Wechselzone angelangt, realisiere ich, wie viele Plätze ich auf dem Radparcour gut gemacht habe. Ich atme tief ein und hänge mein Rad an meinem Wechselplatz auf. Ich atme aus und stoppe die Aufzeichnung meines Garmin. Ich sehe nach links, dann nach rechts und erkenne, dass ich offensichtlich bereits eine gute Platzierung in meiner Altersklasse vorweisen kann. Ich laufe in das Wechselzelt, eher gemütlich als im Wettkampftempo und greife direkt den richtigen Beutel. Ich setze mich auf die Bank und sehe mich selbst vor Augen, wie ich immer in Rehau auf der Treppe saß, um meine Laufschuhe ordentlich zu binden. Ich greife zu den Socken, welche ich in unterschiedlicher Farbe gewählt habe. Ich nehme mir die Zeit, um diese ordentlich anzuziehen, zupfe sie zurecht und freue mich anschließend über das Schnellschnürsystem meiner Schuhe.

Meine Gedanken schweifen an das Rennen in München zurück, bei welchem ich meine Mütze sowie die Brille vergessen hatte. Auch heute hatte ich Angst, die Brille vergessen zu haben – schließlich hatte ich diese bis zum heutigen Rennen bereits immer schon beim Radfahren auf. Aber alles halb so wild – ich schnappe mir die Kappe, setze die Brille auf, greife zu meiner Handflasche und starte auf den Marathon – natürlich mit einem Lächeln im Gesicht.

Die ersten Kilometer gehen wie von selbst – ich laufe eine 4:10er Pace an und mache schnell klar, dass man mich beim Laufen au dem Schirm haben sollte. Ich verspüre das Bedürfnis nach etwas zu Essen und ein wenig Magengrummeln macht sich bei mir breit. Die Minerallösung in meiner Handflasche ist bereits mehrere Stunden alt, weshalb ich mich entschließe, direkt bei der ersten Verpflegungsstation eine Neue anzuzischen.

Dazu ein Gel und die Sache läuft wieder. Es geht relativ einsam an der Promenade entlang, bevor die Runde unter den Gleisen in Richtung Santa Susanna weiterläuft. Es folgt ein Abschnitt der drei Runden, welcher mit Schlaglöchern übersät und nahezu Menschenleer ist. Die ersten Athleten um mich herum beginnen zu gehen und ich reduziere allmählich meine Pace auf meine angestrebte Zielzeit: 4:40. Auch die erste Runde über die Brücken geht mir leicht von der Hand – ich biege in Richtung des Fußballplatzes und laufe in Richtung zweiter Runde. Ich merke, wie sich mein Bedürfnis nach mehr Kühlung breit macht und öffne am Wendepunkt mein Trikot. Angepeitscht durch die vielen Zuschauer vergesse ich all die schlechten Gedanken und konzentriere mich auf die Technik – fokussiere mich darauf, ein möglichst gutes Bild vor meiner Familie zu machen. Als ich sehe, wie sehr sie hinter mir stehen, durchdringt mich ein Kraftschub und ich beginne wieder schneller zu laufen. Ich fühle mich unaufhaltbar und träume in dezenter Weise von Hawaii – Obwohl ich wusste, dass sofern mir keiner Zwischenzeiten zuruft, dieser wohl nicht in greifbarer Nähe ist. Ich erinnere mich an mein Zwischenziel – den Marathon sauber unter 3:30 zu laufen. Ich reduziere das Tempo und bereite mich mental darauf vor, Koffein zuzuführen. Bei Kilometer 18 macht sich eine Verpflegungsstation breit, welche ich für die erneute Zubereitung meiner Minerallösung nutze. Ich sehe die blauen Redbull-Becher und überlege, entgegen meines Plans, bereits jetzt mit der Koffeinzufuhr zu starten – bewusst greife ich nach diesem, trinke und schmecke Iso. Offensichtlich habe ich den falschen Becher gegriffen. Ich laufe weiter und biege auf den einsamen Streckenabschnitt – proportional zu diesem, reduziert sich auch meine Pace nach unten. Wieder geht es über die mit Schlaglöchern übersäte Straße in Richtung Wendepunkt… Die Halbmarathon-Marke ist längst passiert, als ich mich dran erinnere, auf Koffein zurückzugreifen.

Äußerlich so wie auch innerlich merke ich, wie ich langsam an mein Limit gerade. Gehpausen kombinieren Tempopassagen an der Schwelle – der Laufrhythmus: irgendwo aber nicht mehr in mir. Ich erinnere mich an die harten Läufe im Wald, welche ich bei heftigsten Regenschauern absolviert hatte. Diese helfen mir noch ein letztes Mal einen Kampfgeist zu wecken. Ich mobilisiere alles in mir, nehme hier ein Redbull und da ein Gel und biege in Richtung dritte Runde ein.

Ein letztes Mal blicke ich in die strahlenden Augen meiner Angehörigen und merke, wie sehr sie mir eine gute letzte Runde wünschen. Erst jetzt realisiere ich zahlreiche andere Zuschauer, die bewusst meinen Namen rufen. Mein Blick schweift auf die Uhr und anschließend wieder in die Laufrichtung. Mein Ziel, den Marathon unter 3:30 zu laufen, habe ich längst aus den Augen verloren. Mein Weg führt mich durch die Wechselzone und ein weiteres Mal an der Promenade vorbei. Das dort wartende Stimmungsnest mit lauter Musik – für mich in dieser Runde vielmehr eine Qual. Ich wünsche mir meine Ruhe und probiere mich nur auf meinen Körper zu fokussieren. Es fällt mir schwer meine Arme in einer sauberen Position zu halten und lasse sie immer wieder hängen. Meine Pace orientiert sich immer weiter nach unten, doch durch die steigende Zahl an Läufern, überhole ich weiterhin einige Kollegen. Es macht mir Spaß und es macht sich ein Lächeln in meinem verschwitzten Gesicht breit. Ich biege ein letztes Mal in Richtung Santa Susanna ab und entscheide mich, die letzten Kilometer zu genießen. Andere Sportsmänner, die bereits nur noch gehen, versuche ich zum weiterlaufen zu ermutigen und merke dadurch, wie stolz ich auf meine eigene Leistung sein kann. Endspurt… bei Kilometer 39 nehme ich das letzte Gel zu mir und sauge jede Art der Ermutigung auf. Ich passiere ein letztes Mal die Promenade und bedanke mich durch Klatschen bei den Zuschauern. Ein letztes Mal führt mein Weg über den Kunstrasen und ich befinde mich auf direktem Weg in Richtung Ziel. Ich quäle mich aber zwinge meinen Körper einfach so gut es geht weiter zu laufen. Auf der linken Seite der Strecke macht sich die Messe breit und ich setzte zum Zielsprint an. Kurz vor der Einmündung zum Ziel stürzt eine Athletin – nachdem ich dieser aufgeholfen habe, beschließe ich mir die Zeit zu nehmen, mein Trikot ordentlich zu schließen. Auf der linken Seite der Strecke macht sich die Messe breit und ich setzte zum Zielsprint an. Kurz vor der Einmündung zum Ziel stürzt eine Athletin – nachdem ich dieser aufgeholfen habe, beschließe ich mir die Zeit zu nehmen, mein Trikot ordentlich zu schließen.

Endlich, der rote Teppich beginnt. „Max – aus Deutschland. You are an Ironman.“ Mit diesen Worten laufe ich ein und bin bereits jetzt mehr als Stolz auf meine Leistung. Nachdem ich die Zeit realisiere weiß ich: für Hawaii reicht es noch nicht, aber ich habe große Fortschritte gemacht auf die ich aufbauen kann.

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