Rennanalyse IRONMAN Barcelona Teil 1

Es ist der 05. Oktober und gemeinsam mit meiner mitgereisten Familie und Freunden treffe ich mich um 9 Uhr morgens zum gemeinsamen Frühstück. Ab jetzt zählt es, was ich vor dem großen Tag noch zu mir nehme. Es gibt, wie die letzten Tage auch, ein reichhaltiges Buffet. Beim Betreten des Restaurants fliegt mir sofort der wohlduftende Geruch von frisch aufgebackenen Brötchen und anderen Leckereien in die Nase. Die Schlangen vor dem Kaffeeautomat wecken wie immer ein Bedürfnis in mir – doch ich bleibe stark. Dank des Koffeinentzugs der letzten Tage war ich mittlerweile an Fruchtsäfte und heiße Schokolade gewöhnt und so untermalten diese meine Flüssigkeitszufuhr. Beim Essen wollte ich keine allzu großen Experimente mehr wagen und entschied mich für die altbewährteMischung Speck mit Ei, bevor es noch zwei Schokocroissant als krönenden Abschluss gab. Ein hochwertiges Essen besteht aber nicht nur aus den Bausteinen Kohlenhydrate, Eiweiß und Fett, weshalb ich mir final noch eine Bandbreite an Früchten auftischte.

Gestärkt trennten sich die Wege zwischen meinen Angehörigen und mir – während sich diese auf einen gemütlichen Strandtag vorbereiteten, widmete ich mich dem Packen meiner Wechselbeutel. Bevor ich aber soweit war, dürfte eine finale Abschlusseinheit nicht fehlen. 30 min Grundlage mit 4x30s im VO2max-Bereich, sowie ein 10 minütiger Koppellauf sollten diesen Abschluss darstellen. Freudig warf ich mich ein letztes Mal in meine „Dextro-Energy“-Radklamotten und machte mich ans Kette fetten. Soweit so gut, wäre da nicht das Nachfüllen der Reifen gewesen – durch den Flug war meine Pumpe etwas verklebt, weshalb der Adapter für die Scheibe keinen halt finden konnte. Bis ich das Problem erkannte verging fast eine Stunde, welche mir letztlich fast die Nerven raubte. Um komplett stressfrei an den Start zu gehen, entschied ich meinen kurzen Ausritt in Richtung Messe zu verlegen, um mich mit zusätzlichen CO2-Kartuschen zu bewaffnen. Schnell merkte ich, dass das Pumpenproblem aber nicht allzu effektiv von mir gelöst wurde, weshalb ich letztlich nur mit knapp 7 Bar unterwegs war. Eine Mischung aus Vorfreude und Misstrauen machte sich in mir breit und sollte auch beim abschließenden Lauf nicht besser werden. Bereits nach 100m merkte ich, dass ich heute etwas antriebslos war und entschloss mich nach 600m lieber noch ein kurzes Lauf-ABC anzuhängen.

Unschlüssig, was ich von meiner letzten Trainingseinheit halten sollte, beklebte ich die letzten Utensilien wie den neuen Zeitfahrhelm oder mein Fahrrad. Nach einer heißen Dusche ging es auf zum Mittagessen – Kohlenhydratspeicher füllen. Da wir im Hotel kein Essen gebucht hatten und ich keine Experimente wagen wollte, entschieden wir uns für ein nahegelegnes italienisches Restaurant. Für mich gab es eine deutlich kleiner als erwartete Lasagne. Da sich bereits während des Essens ein Hungergefühl bei mir breit machte, war ich umso glücklicher, als meine Cousine mit ihrer Pizza nicht ganz fertig wurde.

Es ist 14:45 Uhr und so langsam verspüre ich etwas Müdigkeit. Doch vor dem geplanten Mittagsschlaf stand der Bike-Ckeckin an. Also machte ich mich mit meinem Paten auf in Richtung Calella… leider verstand ich die Karte aber wohl wieder einmal falsch und so parkten wir fast 4km vom Check-In entfernt. Nachdem uns der Fehler klar geworden war, entschied ich mich dem Rad die restliche Strecke zu fahren und derweil einzuchecken, während mein Pate einen geeigneten Parkplatz vor Ort suchte. Gemeinsam trafen wir uns am Bahnhof, welchen wir auch am Folgetag für unsere Rückreise nach Santa Susanna nutzen wollten. Nachdem wir die potentiellen Zeiten abgefragt hatten, widmeten wir uns ein letztes Mal der Messe. Während sich mein Pat über den Schuhhersteller „Hoka“ genauer informierte, nutzte ich die Gelegenheit die Speicher noch einmal ein wenig aufzufüllen. Neben zwei Riegeln der Firma „Science in Sport“ gab es natürlich auf 500ml der „Iso-Fast“-Lösung meines Sponsors.

Bis wir zurück im Hotel waren, war es letztlich schon fast 18 Uhr, weshalb ich auf meinen Mittagsschlaf verzichtete. Nach kurzem Beisammensitzen am Pool vereinbarten wir die letzte Mahlzeit um 18:45 zu uns zu nehmen. Geplant hatte ich rechnerisch, noch einen kleinen Teller Nudeln zu mir zu nehmen, was jedoch weit gefehlt war. Der Hunger quälte mich eigentlich seit dem Mittagessen und so wurden es letztlich drei gehäufte Teller Nudeln und ein weiterer mit Paella. Zufrieden und gut gesättigt beendete ich das große (Fr-)Essen um 19:30 Uhr. Ein kurzer abschließender Verdauungsspaziergang zum Strand leitete meine Nachtruhe ein. Nachdem um 20:45 für den Folgetag auch die letzten Vorbereitungen getroffen waren, ließ ich mir ein heißes Bad ein – untermalt durch beruhigende Klänge konnte ich in dieser halben Stunde noch ein letztes Mal jegliche Spannung aus meinem Körper entfliehen lassen und mich ganz auf mich fokussieren. Mit jedem Atemzug merkte ich, wie sich in mir eine innere Ruhe breit machte, kohärent dazu aber auch die Lust auf den morgigen Tag anstieg.

Mit einem Ruhepuls von 34 lag ich pünktlich um 21:45 im Bett und ging noch ein letztes Mal alle Einzelheiten durch. Plan A, Plan B, oder doch Plan C – es war egal, welcher letztlich zum Einsatz kommen musste. Was zählt ist: ich bin gesund an der Startlinie und habe das Maximum an Unterstützung hinter mir was man sich vorstellen kann. Eine Mischung aus Nervosität und Stolz sorgten für das Lächeln, mit welchem ich letztlich in eine tiefe Nachtruhe verfiel.

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