Saisoneröffnung geglückt

Am 18. Mai war es soweit – die spontane Saisoneröffnung stand vor der Tür. Für mich war es ein ganz besonderer Tag – schließlich knüpfte ich all meine künftigen Saisonpläne an diese Wettkampfleistung. Um ehrlich zu sein – ich hätte nicht gewusst, was ich hätte tun sollen, wenn ich den abschließenden Lauf nicht schaffen würde. Optimistisch bestärkt, durch einige schmerzfreie Läufe, brach ich also in Richtung München/ Oberschleißheim auf. Dort offenbarte sich mir eine einzige traumhafte Kulisse – schwimmen im kristallklaren Wasser der Regattarstrecke, Rad fahren um die Regattarstrecke herum und abschließend 3 Runden durch das ganze Gelände laufen. Dies sollte am Samstag meine erste olympische Distanz in dieser Saison sein. Guten Gewissens ließ ich die Wettkampfstrecke hinter mir und machte mich mit meinen Wettkampfuntensilien in Richtung Hotel auf. Diese eher blumige Beschreibung für das, was mich erwartete, brachte mich jedoch auch nicht aus dem Konzept. So gab es Pizza von Dominos direkt an die Zimmertür geliefert, bevor es um 19 Uhr zu einem kleinen Abschlusstraining los ging. Durch die Nähe zum Flughafen und diversen Partygästen wachte ich nachts öfters auf, was jedoch auch kein ausschlaggebender Punkt für meinen späteren Rennausgang darstellen sollte.

Samstag, 18. Mai, 6:30 Uhr – panisch reagierte ich auf meinen Wecker und dachte vielmehr, dass ich verschlafen hätte – durch die vergangenen zwei Langdistanzen und das viele Frühschichtarbeiten, war ich das späte Aufstehen gar nicht mehr gewohnt. Aber alles gut – es sind noch 2 Stunden bis zum Rennen. Gemütlich durchlief ich meine Morgenroutine: kurze Dusche, einen Instantkaffee und natürlich das fertige Porridge mit Zimt- und Apfelgeschmack dürfen nicht fehlen. Danach kurz inne gehen und gedanklich die Rennstrategie durchdenken – diese lautete jedoch anders als sonst: Hoffen, dass geschwommen, mit viel Druck Rad gefahren und im gemütlichen GA1-Tempo die 10km gelaufen werden. Tief entspannt und ohne Zeitdruck ging es auf in Richtung Wettkampfstrecke. Die ersten Sonnenstrahlen spiegelten sich auf dem ruhigen Schwimmbecken – doch diese Idylle wurde schnell durchbrochen. Während des Check-Ins teilte mir ein anderer Athlet mit, dass die 1,5 km geschwommen werden – jedoch bei einer Wassertemperatur von 14,2 Grad. Ich erhoffte mir nun einfach, dass dies ein Scherz war und das Wasser deutlich wärmer wäre – doch letztlich blieb mir auch wenig Zeit, großartig darüber nachzudenken. Schließlich musste ich ja noch irgendwo meinen Kleiderbeutel abgeben. Doch so lief es in München nicht – ohne Alternativvorschlag wurde ich weggeschickt und legte folglich meine Klamotten im Auto ab. Barfuß ging es auf dem kalten Teerboden in Richtung Start.

8:30 Uhr – die Wettkampfbesprechung endete mit leichter Verspätung und die schlimmste Befürchtung des Tages bestätigte sich. Das Wasser hatte tatsächlich nur 14,2 Grad und die Schwimmstrecke sollte ihre übliche Distanz behalten. Plötzlich war ich gedanklich bei meinem ersten Triathlon – dem Ligarennen in Waging am See. Auch dort, wurde das Schwimmen gerade so erlaubt und ich litt unter extremer Schnappatmung. Doch nun wusste ich, was mich erwarten würde und so platzierte ich mich im rechten hinteren Drittel im Wasser. Mit dem Startschuss dauerte es relativ lange, bis sich die Vielzahl der Triathleten vorne weg bewegt hatte. Die ersten 400 Meter kämpfte ich mich an den langsameren Teilnehmern vorbei, während ich selbst gegen die Kälte zu Bestehen versuchte. Bis zur ersten Boje, welche nach ca. 700m kam, verkrampfte ich zwar immer wieder, beschloss meine Tempo jedoch eher zu steigern. Dieser Plan ging auf und so fand ich langsam in einen Rhythmus. Dieser reichte letztlich sogar, um auf dem Rückweg mindestens noch 10 weitere Plätze gut zu machen und so beendete ich das Schwimmen in einer Zeit von 25:29. Nicht die beste Zeit, doch den witterungsbedingten Umständen entsprechend, zufriedenstellend. Die Wechselzone war relativ einfach gehalten und grenzte direkt ans Wasser. Aber gewiss ging es mir bei diesem Rennen nicht um hervorragende Wechselzeiten. Doch hier fiel mir mein kleiner logistischer Fehler das erste Mal auf: Meine Brille hatte ich irgendwo anders liegen gelassen und somit sollte dies das erste Rennen werden, welches ich ohne Sonnenbrille bestritt.

Beim Radfahren erwartete uns ein Rundkurs, welcher die 40km in insgesamt 8 Runden aufsplitterte. Für mich war dies eine ganz neue Erfahrung, welcher ich jedoch sehr gespannt entgegenblickte. Dies rührt vor allem daher, dass es mein erster wettkampfspezifischer Test meines neuen Zeitfahrrads werden sollte. Im Training ist es gerade einmal 400km gelaufen und perfekt eingestellt war es auch noch nicht, jedoch genoss ich jede Minute mit dem neuen Material. Die Strecke enthielt vier 90- Grad-Kurven, welche somit immer wieder harte Antritte von den Athleten verlangte. Meinen Schwerpunkt legte ich auf die Verpflegung und so nahm ich alle 2km einen Schluck von meinem Gel-Wasser-Gemisch. Auch dies klappte mit dem neuen Rad erstaunlich gut und so konnte ich die kompletten 40km einen nahezu gleichmäßigen Schnitt fahren. Problematisch wurde es erst nach den ersten 20km, da auf dem Hinweg ein stärkerer Gegenwind aufkam – dies wurde aber geschwindigkeitstechnisch durch Rückenwind auf dem Rückweg ausgeglichen. Somit absolvierte ich die Radstrecke in 1h 00min 29s. Dies entspricht einem Schnitt von 39,71 km/h und äußert sich in einer Durchschnittsleistung von 260 Watt. Besonders die hohe Trittfrequenz von durchschnittlich 95 U/min sollte aber ein ausschlaggebender Punkt für diese Radzeit gewesen sein.

Zufrieden stieg ich vom Rad und es ging in Richtung der abschließenden Disziplin, dem Laufen – die Disziplin, vor der ich an diesem Tag wirklich Respekt hatte. Da ich wusste, dass ich an diesem Tag keine Bestzeit erzielen würde, entschloss ich, mir auch in der Wechselzone Zeit zu lassen. So schaltete ich gemütlich mein Garmin aus und nahm mir ein Gel zur Hand. Doch auch hier bewahrheitete sich mein logistisches Desaster. Weder meine Brille noch Socken hatte ich in dieser Wechselzone hinterlegt und somit ging es mit etwas Ärger über mich selbst, auf die 10km lange Laufstrecke. Diese führte weitestgehend über Kies- bzw. Sandboden und war demnach sehr angenehm zu laufen. Für mich war klar: „Lass dir Zeit, überpace nicht und konzentriere dich auf eine saubere Technik“. Umso glücklicher war ich, als ich Benno kennengelernt habe. Er und ich liefen in etwa ein ähnliches Tempo und so beschlossen wir, den abschließenden Lauf gemeinsam anzugehen. Als kleinen persönlichen Anspruch setzte ich mir, so lange es schmerzfrei funktionieren würde, unter 5:00 min/km zu bleiben. Dieses Ziel konnten wir sogar mit Bravour erreichen und absolvierten den Rundkurs in einer Gesamtzeit von 48min 29s. Dies entspricht einem Schnitt von 4:50 min/km, welcher an diesem Tag sogar noch bei einem Durchschnittspuls von 149 gut umsetzbar war.

Insgesamt bin ich demnach mehr als zufrieden und freue mich riesig über die Einzelzeiten und das Gesamtergebnis. Schließlich bin ich letztlich nicht nur unter 2h 20 min geblieben, sondern konnte sogar meine Altersklasse gewinnen. Für mich steht fest: München, ich komme wieder und werde hoffentlich nächstes Jahr mit einer angemessenen Laufleistung überzeugen können.

Abschließend lässt sich sagen: Die Saison ist noch jung und bereits jetzt konnte ich an das Ergebnis aus Erding im vergangenen Jahr anknüpfen. Die Radperformence geht in die richtige Richtung – jetzt muss nur noch ein zusammenhängendes Konstrukt zum Laufen geschaffen werden. Ich bin jedenfalls höchst motiviert und freue mich auf die schweißtreibenden Arbeitsstunden in den Laufschuhen.


Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert